Donnerstag, Juni 08, 2006

Interreligiöser Rundbrief Nr. 121

Interreligiöser Rundbrief für Köln / Bonn und Umgebung Nr. 121
(8.6.2006)

Interreligiöser Rundbrief für Köln / Bonn und Umgebung Nr. 121. 1
I. Editorial 2
II. Veranstaltungshinweise. 3
II.1. Veranstaltungen unter Beteiligung von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn. 3
II.1.a. Podiumsgespräch: „Kollektive und Individuelle Identität“ in den Räumen der EMFA in Bonn am 25.5.2006 3
II.1.b. Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit am 6.7., 3.8. und 7.9. 2006. 5
II.1.c. Interreligiöser Gesprächskreis in Köln am 5.9.2006. 5
II.1.d. Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn am 14.9.2006. 5
II.2. Klosterfest in St. Augustin am 10. und 11.6.2006. 7
II.3. 3. Forum Religion und Gesellschaft - Vortrag am 29. Juni 2006. 7
III. Gemischte Meldungen und Gedanken. 8
Religion, Staat und Gesellschaft 8
Anthroposophie in Deutschland. 8
Werteorientierung und Lösungsansätze aus muslimischer Sicht 9
Institut für Orient und Asienwissenschaften. 9
Afghanische Hindus in Deutschland. 10
Orientalisten als Opfer des Neokolonialismus. 10
Religiöser Pluralismus in NRW... 10
Religiöse Gefühle unter Gesetzesschutz?. 10
IV. Buchrezension. 11
IV.1. Britta Kanacher. Christliche und muslimische Identität. Anstöße für eine neue Verständigung. 11
V. Literaturhinweise. 14
V.1. Hamid Reza Yousefi / Klaus Fischer / Ina Braun (Hrsg.): Wege zur Kommunikation. Theorie und Praxis interkultureller Toleranz. 14
V.2. Hamid Reza Yousefi / Klaus Fischer / Ina Braun (Hrsg.): Wege zur Philosophie. Grundlagen der Interkulturalität 14
V.3. Edith Franke, Michael Pye (Hg.), Religionen Nebeneinander. Modelle religiöser Vielfalt in Ost- und Südostasien 15
V.4. Alexander Thomas/Eva-Maria Stögbauer/Henriette-Muriel 16
Müller: Interreligiöse Kompetenz als fundamentaler Aspekt Internationaler Handlungskompetenz. 16
V.5. Hamid Reza Yousefi: Grundlagen der interkulturellen Religionswissenschaft 18
VI. Off-topic: Musikrezensionen. 18
VI.1. Konzertrezension: Harald „Paddy“ Schmidt am 25.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich. 19
VI.2. Konzertrezension: 5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich 20
VI.3. Konzertrezension: Eitre am 11.5.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef 23
VI.4. Konzertrezension: Last Night’s Fun am 13.5.2006 in der Brasserie Bon’n’ Soir in Bonn. 25
VI.5. Konzertrezension: 2. Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt im Kinder- und Jugendzentrum Köln-Weiß am 26.5.2006. 27
VI.6. Konzertrezension: Klaus der Geiger, Manni Neumann, ein Gitarrist vom Trio Farfarello und Christoph Broll von Szenario am 5.6.2006 in der Lutherkirche in Köln-Nippes. 31
VI.7. CD-Rezension: Lawaschkiri. Susa i brusa. 32
VI.8. CD-Rezension: Paddy Schmidt. In Good Company (Live) 34
Und noch’n Gedicht 35
Sonnenwende. 35

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I. Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

endlich schaffe ich es mal wieder, einen Hauptrundbrief zu verschicken, der nicht nur Termine enthält, sondern auch ein paar Meldungen und Gedanken, eine Buchrezension, mehrere Literaturhinweise, einige Musikrezensionen und ein Gedicht. Das unterscheidet ja einen Haupt-, von einem Nachtragsrundbrief.

Auf die erste genannte Veranstaltungen (II.1.a.) möchte ich besonders hinweisen, da ich sie mitorganisiere. Aus einer Buchbesprechung (IV.1.) erwuchs die Idee zu einem Podiumsgespräch. So werden sich am 25.6. die Autorin des Buches Britta Kanacher, der Vorsitzende der Islamischen Hochschulvereinigung Haluk Yildiz, der Leiter des Buddhismus im Westen e.V. Paul Köppler, der Leiter der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn Hidir Celik und ich uns darüber unterhalten, ob nicht so manches Missverständnis zwischen Europäern einer- und Asiaten und Afrikanern andererseits auf unterschiedlichen Identitätskonzepten beruht und wie man damit umgehen kann. Und selbstverständlich wird das Gespräch zum Plenum hin geöffnet werden, so dass sich alle daran beteiligen können.

Diesem Rundbrief hängen zu den Punkten II.2. und II.3. vier Dateien an, da ich deren Inhalte nicht in den Brief selber kopieren konnte. Ich bitte um Verständnis.

Leider fehlen mit Zeit und Muße für detaillierte Berichte zu Veranstaltungen, die ich besuchte, so wie ich sie im Interreligiösen Rundbrief Nr. 120 wiedergegeben habe. Um meinem Mitteilungsdrang nun aber doch etwas nachzugeben, habe ich unter III. zumindest ein paar Kurzmitteilungen verfasst. Vielleicht werde ich das auch in Zukunft so halten.

Natürlich gibt es wieder Musikrezensionen, von denen ich hoffe, dass Sie damit auch Ihre Freude haben, auch wenn Sie nicht den Folkigen Rundbrief abonniert haben.

Gleich werde ich dann aber an meiner Dissertation weiter arbeiten. Ich bin da gerade an einem zentralen Arbeitsabschnitt dran, nämlich dem Vergleich von religiösen Vorstellungen von interviewten Menschen mit den offiziellen Vorstellungen der drei Gemeinschaften, denen die Interviewpartner angehören. Wenn der Arbeitsabschnitt geschafft ist, kann ich in die Endauswertung gehen und die Arbeit hoffentlich schnell abschließen.

Wirtschaftlichkeit ist für mich nicht das Maß aller Dinge, sonst würde ich diese Rundbriefe nicht schreiben. Die Mehrheit der Gesellschaft gerät aber mittlerweile in einen Strudel des Wirtschaftlichkeitsdenkens, dem man sich schwer entziehen kann. Entziehen Sie sich ihm aber für eine Weile und lesen Sie mit Muße diesen Rundbrief. Er entführt zumindest in Teilen in wesentlichere Dimensionen.

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II. Veranstaltungshinweise
II.1. Veranstaltungen unter Beteiligung von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn
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II.1.a. Podiumsgespräch: „Kollektive und Individuelle Identität“ in den Räumen der EMFA in Bonn am 25.5.2006

Zu folgender Veranstaltung lesen Sie bitte meine Buchrezension von Britta Kanachers Buch „Christliche und muslimische Identität“ unter IV.1., denn als ich dieses las und Hidir Celik davon erzählte, kam ihm die Idee, dazu ein Podiumsgespräch zu organisieren. Mit gelang es sodann, außer der Autorin noch zwei weitere interessante Bonner Persönlichkeiten dafür zu interessieren.

Kuturcafé



KulturCafé



Kollektive und Individuelle
Identität
Sind Unterschiedliche Identitätskonzepte Ursache für Missverständnisse zwischen Europäern,
Asiaten und Afrikanern ?
und
Welche Rolle spielen Religionen bei der Identitätsfindung?

Dr. Britta Kanacher, Soziologin, Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e.V.
Haluk Yildiz, Dipl. Phil., Vorsitzender der Islamischen Hochschulvereinigung Bonn
Dr. Paul Köppler, Leiter des Buddhismus im Westen e.V.
Michael A. Schmiedel, M.A., Religionswissenschaftler, Religions for Peace Köln/Bonn
Moderation: Dr. Hidir Celik, Leiter der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn

Beim Brunch
am Sonntag, den 25. Juni 2006
um 11:30 Uhr


In den Räumen der
Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn
Thomas-Mann-Straße 1 (Eingang Florentiusgraben)



In den Räumen der
Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn
Thomas-Mann-Straße 1 (Eingang Florentiusgraben)


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II.1.b. Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit am 6.7., 3.8. und 7.9. 2006

Auch am jeweils ersten Donnerstag im Juli, August und September 2006 laden wir wieder zum Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit ein, wie immer von 17.30 Uhr bis 17.45 Uhr auf dem Münsterplatz in Bonn.

Winfried Semmler-Koddenbrock, röm.-katholischer Pastoralrefernt in St. Marien schrieb darüber:
"Angesichts der vielen interkulturellen und interreligiösen Spannungen ist das Anliegen nicht weniger aktuell wie zur Zeit der Gründung unserer Initiative vor gut drei Jahren.
Seit über drei Jahren laden wir an jedem ersten Donnerstag im Monat für 15 Minuten zum Schweigen für Frieden und Gerechtigkeit ein: um 17.30 Uhr auf dem Bonner Münsterplatz (Nähe Münster).
Wir schweigen gegen Streit, Gewalt und Ungerechtigkeit in unserem Alltag und weltweit. Die Mahnwache ist ein Impuls nach außen und zugleich eine Übung nach innen: Frieden beginnt im eigenen Herzen. Das gemeinsame Schweigen verändert uns selbst.
Wir sind eine Initiative aus den vier Religionen Islam, Baha’i, Buddhismus und Christentum. Eingeladen sind alle Menschen, die über Unterschiede und Fronten hinweg Brücken schlagen wollen für Frieden und Gerechtigkeit."


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II.1.c. Interreligiöser Gesprächskreis in Köln am 5.9.2006

Ab Herbst 2006 werden auch in Köln wieder interreligiöse Gesprächskreise angeboten. Der erste findet am Dienstag, dem 5. September um 19 Uhr im Domforum, Domkloster 3 (auf der Domplatte) statt. Annette Esser wird dort über die Internationale Religions for Peace / WCRP-Konferenz in Kyoto, Japan (26.-30.8.06) berichten, die sie vorher besuchen wird.

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II.1.d. Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn am 14.9.2006


Der interreligiöse Gesprächskreis in Bonn wird ab Herbst 2006 seinen Turnus etwas ändern, und zwar an jedem ungeraden Monat stattfinden, so dass es nicht im August, sondern im September weiter geht. Es wird normalerweise wieder der er je erste Donnerstag im Monat sein, nur wegen meines Urlaubes diesmal am zweiten Donnerstag im September.

Der Interreligiöser Gesprächskreis in Bonn von Religions for Peace/WCRP Köln/Bonn findet am 2. Donnerstag im September, also 14.9.2006 statt.
19.30-21.30 Uhr bei Lioba von Lovenberg, Argelanderstr. 6, 53115 Bonn
Thema: Der spirituelle Weg.

Rückblick auf den interreligiösen Gesprächskreis in Bonn am 1.6.2006:

Diesmal trafen wir uns zu sechst und brachten unsere christlich-vereinigungskirchlich-humanistisch-buddhistisch-quäkerisch-bahá’í-Vorstellungswelten in den Versuch mit, die Frage zu beantworten: Was ist der Sinn des Lebens?
Die Eingangsfrage: „Und, hat jemand die Antwort mitgebracht?“ wurde sofort abschlägig beantwortet. Überlegungen kamen auf, dass wir ja nicht wüssten, warum wir geboren worden seien, und so auch nicht, zu welchem Zwecke. Wir seien einfach da und wüssten nicht warum. Wenn wir denn den Zweck unseres Daseins umfassend erkennen wollten, müssten wir nicht nur den Zweck des einzelnen menschlichen Lebens, sondern den Zweck des Lebens der gesamten Menschheit und gar aller Lebewesen, letztlich den Daseinszweck des ganzen Universums erkennen und die alte Frage: „Warum gibt es ein Seiendes und nicht vielmehr nichts?“, beantworten können. Wir kamen sehr schnell zu der Übereinkunft, dass dies ein unmögliches Unterfangen sei. Wir könnten darüber nachdenken, wir könnten Zusammenhänge erkennen, wir könnten in kleineren Relationsgeflechten den Zweck einzelner Handlungen, ja auch beruflicher und anderer sozialer Tätigkeiten erkennen, immer im Hinblick darauf, wozu es jeweils gut und nützlich sei, aber immer wieder komme die Frage auf, wozu denn das andere, wozu das eine nützlich, zweckmäßig, sinnvoll sei, wiederum nützlich, zweckmäßig, sinnvoll sei, eine unendliche Fragekette, die immer im Unbeantwortbaren ende, zumindest wenn wir logisch vorgingen.
Es kam die Frage auf, was wir denn, wenn wir wüssten, dass wir nur noch zehn Minuten zu leben hätten, rückblickend als den Sinn unseres jeweiligen Lebens ansehen würden. Eine Antwort darauf war die, dass unabhängig von irgendeinem Zweck des einzelnen Lebens für einen übergeordneten Wert, der Genuss des Lebens das Höchste sei. Damit sei nicht nur ein materiell-sinnlicher Genuss gemeint, sondern auch zum Beispiel die Freude, die man durch eine ethisch gute Lebensweise oder der innere Frieden, den man bei einer tiefen Meditation erfahre, gemeint, und auch das Sterben im Frieden mit sich und der Welt und das Bestehen des Endgerichtes wurde diesem Genuss-Begriff eingeordnet. Ein Genuss zum Nachteil anderer werde sich letztlich als trügerisch herausstellen und daher sinnlos sein.
Wir stimmten darin überein, dass Sinn eine Angelegenheit der subjektiven Erfahrung sei. Durch zweckrationales, logisches, diskursives Nachdenken sei er nicht erkennbar, sondern nur durch subjektive Erfahrung, die aber eine Verbindung zum Absoluten schaffe. Diese Erfahrung sei aber letztlich nicht mitteilbar, da jedes Inwortefassen kulturell geprägt sei. Jeder, der seine Erfahrung mitteilen wolle, bediene sich einer Sprache, die letztlich nicht ausreiche. So komme es auch, dass Menschen, die diese alle Tiefen des Daseins auslotende Sinn-Erfahrung machten, sich nicht unbedingt gegenseitig verstünden und ihre Erfahrungen gegenseitig akzeptierten. Der eine rede zum Beispiel von einer Offenbarung Gottes, ein anderer davon, das Jesus in seinem Herzen sei, ein dritter davon, dass er erleuchtet oder erwacht sei und so weiter. Einem kämen die Ausführungen eines anderen viel zu ausschweifend und wortreich vor, so dass das gar nicht in sein Konzept der Erfahrung passe. Ein anderer habe Schwierigkeiten, in einer Meditationsübung, die in einer anderen Tradition zum Ziel führen soll, ihm aber fremd ist, als wirklich zum Ziel führend anzuerkennen. Es sei also letztlich von außen nicht erkennbar, ob jemand diese wesentliche Erfahrung habe, und eigentlich sei es auch für denjenigen, der sie habe, nicht erkennbar, ob sie nun wirklich das sei, für das er sie hält. Auch könne niemand mit Sicherheit sagen, dass all diese Menschen die gleiche Erfahrung gemacht haben und sie nur unterschiedlich ausdrücken. Es bleibe also eine Sache des Glaubens, des Vertrauens, dass man die Erfahrung richtig interpretiere, was dann aber wiederum ein Akt des diskursiven Denkens sei.
Es wurde gesagt, man könne die Menschen mit der Sinn-Erfahrung an ihren Früchten erkennen, wobei mit „Früchten“ ihre ethische Lebensweise gemeint sei. Aber auch das wurde zur Vorsicht gemahnt, da nicht jeder Mensch, egal ob mit oder ohne die Sinn-Erfahrung, in gleicher Weise sozial tätig sei. Man müsse auch aufpassen, nicht einen Idealmaßstab anzusetzen, denn es sei auch oft so, dass Menschen, die in einem Bereich altruistisch, mitfühlend, sozial engagiert und großherzig seien, in anderen Bereichen wiederum Mankos hätten, so dass es wirklich unmöglich sei, die Erfahrung objektiv zu bestimmen und allgemeingültig korrekt zu interpretieren.
Vielleicht, so wurde vorgeschlagen, sei es deshalb besser, über seine Sinn-Erfahrung gar nicht zu sprechen. Aber, so wurde entgegnet, man wolle sie doch dann nicht egoistisch für sich behalten, sondern sie anderen mitteilen, um ihnen zu helfen, sie ebenfalls zu machen. So müsse man die Gefahr, missverstanden zu werden, eben eingehen.
Wichtig sei aber die altruistische Motivation bei dem Versuch, die eigene Erfahrung zu kommunizieren, und nicht der Wunsch, sich als Erfahrungsbesitzer zu profilieren. Man könne diese Erfahrung ja auch nicht herbeizwingen, sondern sie sei ein Geschenk, eine Gnade oder wie immer man das ausdrücken wolle.

Einen allgemeinen Gedanken zu unserem Gesprächskreis möchte ich noch anfügen: Ich erwähne immer die Anzahl der Teilnehmer(innen) und die Namen der vertretenen religiösen Traditionen, Identitäten, Zugehörigkeiten, Herkünfte. Dass niemand von uns eine religiöse Institution oder Gemeinschaft offiziell vertritt, habe ich schon mal erwähnt. Wir nehmen alle als Privatpersonen und Individuen teil. Es ist auch nicht so, dass unbedingt jede(r) sich nur einer Religion oder Weltanschauung zugehörig fühlt. Es gibt Doppelmitgliedschaften und Mehrfachzugehörigkeitsgefühle. So sind die geäußerten Gesprächsbeiträge auch keine Positionen, die durch zwischenreligionsgemeinschaftliche Grenzen definiert sind. Intra- und interreligiöser Dialog fließen ineinander. Wir sind einfach nur Menschen mit wie auch immer geartetem religiösem Hintergrund. So bringen wir uns ein, und so ist jeder und jede eingeladen, sich einzubringen.

Thema des nächsten interreligiösen Gesprächskreises in Bonn am 14.09.2006:
Der spirituelle Weg.

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II.2. Klosterfest in St. Augustin am 10. und 11.6.2006

Im Anhang (2 Bilddateien) befindet sich das Programm, dass Ferdi Laroche mir zugeschickt hat. Es lässt sich leider nicht in den Rundbrieftext hinein kopieren.


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II.3. 3. Forum Religion und Gesellschaft - Vortrag am 29. Juni 2006

Am 29.6.2004 lädt das Zentrum für Religion und Gesellschaft der Uni Bonn zum 3. Forum Religion und Gesellschaft ein. Das Thema heißt „Frauen in den Banlieus: Zwischen Unterwerfung und Auflehnung.“

Datum: 29. Juni 2006Uhrzeit: 19:30 -21:00 UhrOrt: Saal, Robert-Schuman-Institut

Da ich vom ZERG nur so eine unpraktische pdf-Datei geschickt bekam, deren Inhalt ich nicht in diese Mail/Datei kopieren kann, hänge ich selbige und eine mit einem Anmeldbogen auch noch an. Sorry!

Mehr Infos vielleicht auch unter www.zerg.uni-bonn.de.

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III. Gemischte Meldungen und Gedanken

Statt umfassender und detaillierter Berichte beschränke ich mich hier auf ein paar Meldungen und Gedanken zu Ereignissen in letzter Zeit. Ich habe einige Vorträge und Podiumsgespräche besucht, gebe hier aber nur ein paar Eindrücke wieder. Manches ist mir auch zu kompliziert, um das so auf die Schnelle darstellen zu können.

Religion, Staat und Gesellschaft

Dr. Thomas Lemmen hielt am 25.4.2006 im Wissenschaftsladen Bonn einen Vortrag über Religion, Staat und Gesellschaft, insbesondere über Muslime in Deutschland. Unter vielen anderen Punkten wies er darauf hin, dass der säkulare deutsche Staat einer Religionsgemeinschaft keine Predigtsprache vorschreiben dürfe, dass die Religionsfreiheit kein Bürgerrecht, sondern ein Menschenrecht sei und somit auch für Ausländer gelte, dass die Frage nach der Erlaubnis eines Muezzinrufes unter das Emissionsschutzrecht falle, dass niemand wisse, wie viele Muslime denn überhaupt durch die islamischen Verbände repräsentiert würden, zumal zum Beispiel bei den Ahmadis und den Aleviten gar nicht eindeutig definiert sei, ob sie Muslime seien oder nicht, dass es kein Verfahren zur nominellen Anerkennung einer Gemeinschaft als Religionsgemeinschaft gebe, sondern nur Kriterien, dass bei der Vorstellung, was eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes ausmache die christlichen Großkirchen das Modell bildeten, dass die Bundesländer für die Anerkennung als KdöR zuständig seien und dabei 1% der Bevölkerung eines Bundeslandes durch die betreffende KdöR repräsentiert sein müsse.


Anthroposophie in Deutschland

Dr. Helmut Zander hielt am 9.5.2006 einen Vortrag über Anthroposophie in Deutschland, ebenfalls im WiLa Bonn und erklärte unter vielen anderen Punkten, dass Rudolf Steiner (1861-1925) unter Einfluss des Deutschen Idealismus zuerst sehr stark in der Theosophie engagiert gewesen sei und dann die Anthroposophie gegründet habe, wobei die durch die historisch-kritische Forschung entstandene Sinnkrise, nach der sich alles mehr oder weniger als zufällig entstanden und relativ darstelle, als Reaktion den Glauben an eine geistige Wahrheit hinter dem Historischen hervorgerufen habe. Die Theosophen hätten dabei versucht, diese geistige Welt mit wissenschaftlichen Methoden zu beweisen, die Anthroposophen hätten mehr Gewicht auf die praktische Umsetzung gelegt, zum Beispiel in der Landwirtschaft, der Architektur und der Waldorf-Pädagogik.


Werteorientierung und Lösungsansätze aus muslimischer Sicht

Wolf Ahmad Aries, „Pubertätsmuslim alter Art“, wie er sich selbstironisch bezeichnete, also als Jugendlicher zum Islam konvertiert, jetzt 68 Jahre alt, betonte in seinem Vortrag über Werteorientierung und Lösungsansätze aus muslimischer Sicht, den er am 10.5.2006 in der Uni Bonn hielt, die Gemeinsamkeit der abrahamitischen Religionen gegenüber den anderen Religionen und Weltanschauungen, nämlich den Glauben an ein metaphysisches, personales Sein als schöpferisch tätigen Gott, dessen besondere Beziehung zum Menschen, das Ende der Welt und das Endgericht am jüngsten Tag. Der Mensch habe islamisch gesehen eine Freiheit in Verantwortung vor Gott. Leider werde in der Überbetonung der Orthopraxie gegenüber der Theologie von Muslimen oft ein stringenter Gesetzesgehorsam praktiziert. Wichtig sei aber die Gleichheit aller Menschen und die Begrenztheit des Menschen, sowie das Wetteifern um das Gute, was einen Pluralismus nach sich ziehe. Man solle nicht nach seinen Neigungen, sondern nach Gesetz und Gerechtigkeit urteilen. Einen sehr hohen Stellenwert habe die Familie zur Absicherung des Einzelnen und zur Weitergabe des Glaubens.


Institut für Orient und Asienwissenschaften

Am Dies Academicus der Uni Bonn am 31.5.2006 hielten Ulrich Vollmer und Prof. Stephan Conermann Vorträge über den BA- und den MA-Studiengang im Institut für Orient- und Asienwissenschaften in der Philosophischen Fakultät der Uni Bonn. Im Gegensatz zu den alten Magisterstudiengängen, in denen man bis zur Magisterprüfung recht frei und eigenverantwortlich studieren konnte und musste, sind die neuen Studiengänge in sehr enge Stundenpläne eingefasst, in denen man nicht mehr frei die einen interessierenden Veranstaltungen wählen kann, sondern ganze Module belegen muss. Nach sechs Semestern soll man so zum berufsqualifizierten Abschluss eines Bachelors of Arts gelangen, auf den man einen Studiengang mit dem Ziel eines Abschlusses als Master of Arts anschließen kann, wenn man sich darauf bewirbt und zugelassen wird. Conermann betonte, nun würden nur noch die Studierenden zu Wissenschaftlern ausgebildet, die auch Wissenschaftler werden wollten, die anderen gingen als BA von der Uni ab in den freien Markt. Wer Asienwissenschaftler werden wolle, müsse mindestens ein Jahr in einem asiatischen Land leben, um die Sprache richtig zu erlernen. Das Fach „Vergleichende Religionswissenschaft“ wird es übrigens in Bonn nicht mehr geben, sondern der entsprechende MA-Studiengang innerhalb des IOA heißt „Religionen und Kunst der Kulturen Asiens“.
Mehr Infos unter http://www.ioa.uni-bonn.de/ und speziell zur Religionswissenschaft innerhalb des IOA: http://www.religionswissenschaft.uni-bonn.de/


Afghanische Hindus in Deutschland

Prof. Manfred Hutter hielt am Dies einen Vortag über Afghanische Hindus in Deutschland, die vor allem wegen der Verfolgungen von Nichtmuslimen unter der Talibanherrschaft hier Asyl erhalten hätten. Dabei wies er darauf hin, dass viele dieser Menschen mittlerweile hier in Deutschland Kinder geboren hätten, die in einer afghanisch-indisch-deutschen Mischidentiät aufwüchsen. Dabei sprächen die wenigsten pashto oder dari, die afghanischen Verkehrssprachen, sondern hindi und deutsch. Er prangerte die jetzt stattfindende Ausweisung dieser Menschen zurück nach Afghanistan an, da sie sich dort gar nicht verständigen könnten, da ihre geschlossenen Lebensräume im Laufe des Krieges zerstört worden seien, und da die jetzige afghanische Verfassung eine islamische sei, die den Hindus keine gleichberechtigte freie Religionsausübung gestatte. Die nach Afghanistan ausgewiesenen Hindus würden mehr oder weniger in den sicheren Tod geschickt oder zumindest in die Unmöglichkeit, ihrer religiösen und ethnischen Identität gemäß zu leben.


Orientalisten als Opfer des Neokolonialismus

Prof. Wolfgang Kubin hielt am Dies einen Vortrag über den berühmten Sinologen Richard Wilhelm (1873-1930). Ihm und vielen anderen Orientalisten werde heute von jungen Kollegen, vor allem in USA, vorgeworfen, sie hätten mit ihren Forschungsergebnissen und Übersetzungen ein total verzerrtes Bild der Länder und Kulturen Asiens vermittelt, ganz im Dienste der jeweiligen Machthaber. Kubin erklärte, dass dieser Kritiker ganz außer Acht ließen, dass die Bewegungs- und Meinungsäußerungsfreiheiten der damaligen Forscher nicht sehr groß gewesen seien und sie demzufolge nur einen Teil des jeweiligen Landes überhaupt zu Gesicht bekommen hätten, und dass bei jeder Übersetzung in eine andere Sprache unumgänglich unbewusste Interpretationen mit hinein flössen. Die jungen Wissenschaftler wollten sich durch ihre Kritik an den Alten ein eigenes Profil schaffen, scheiterten damit früher oder später aber selber. 100 Jahre später sei es leicht, vieles besser zu wissen, aber wer wisse denn, was man von uns in 100 Jahren noch wisse, wahrscheinlich viel weniger als von Richard Wilhelm.


Religiöser Pluralismus in NRW

Das Bochumer Forschungsprojekt zum religiösen Pluralismus in Nordrhein-Westfalen unter der Leitung von Prof. Volkart Krech und der Mitarbeit mehrerer Bonner Religionswissenschaftler(innen) ist zu einem Anschluss gekommen. Die Forscher(innen) stellten unter anderem einen Hang zur Ausdifferenzierung der Religionsgemeinschaften fest, also eine Zunahme von Aufsplitterungen und Gründungen kleinerer Gemeinschaften. Mehr dazu findet man im Internet unter http://www.relogion-plural.org.


Religiöse Gefühle unter Gesetzesschutz?

In den Nachrichten kam die Meldung, dass Bayern unter Mitwirkung von Repräsentanten mehrerer Religionsgemeinschaften und der Medien einen Gesetzesvorschlag erarbeite, der die Verletzung religiöser Gefühle unter Strafe stelle. Ausschlaggebend waren die Dispute um die Muhammad-Karrikaturen und die Zeichentrickserie „Popetown“.

Ich bin sehr gespannt, was dabei heraus kommt. Momentan dürfen Journalisten ja schon nicht mal mehr frei über die Stasi recherchieren, weil das dem Datenschutz der Betroffenen wiederspräche. Wenn nun also schon Stasifunktionäre vor der Presse geschützt werden, scheint es einerseits recht und billig, harmlose Gläubige erst recht zu schützen. Aber darf nun in Zukunft jeder gegen Kritik und Satire vorgehen, der seine Gefühle verletzt sieht, wenn er diese Gefühle glaubhaft als religiös etikettiert? Und welche Kriterien muss ein Kläger dann vorbringen, damit man seine verletzten Gefühle auch als religiös anerkennt, und nicht etwa als ethnisch oder national oder einfach nur persönlich? Oder muss man vielleicht einer anerkannten Religionsgemeinschaft angehören, die die Gefühle, die man nicht verletzen darf, vorher artikulieren muss? Und nach welchen Kriterien erkennt man dann eine solche Gemeinschaft an? Es ist von Christen, Juden und Muslimen die Rede. Wird es dann dazu kommen, dass man die religiösen Gefühle eines Katholiken nicht verletzten darf, die eines Angehörigen der Religion des Unsichtbaren Pinken Einhorns, einer neuen Internetreligion in USA, aber doch, weil die vom Gesetzgeber nicht ernst genommen wird? Oder wird man anders herum in Zukunft auch über Fußball nicht mehr witzeln dürfen, wenn ein Schalke-Fan damit in seinen religiösen Gefühlen verletzt wird?

Infos unter:
http://www.netzeitung.de/deutschland/403221.html
http://www.bayern.de/Presse-Info/PM/2006MRat/060425-Ministerrat.html#4
http://www.kath.net/detail.php?id=13425

Die Homepage der Religion des Unsichtbaren Pinken Einhorns:
http://www.palmyra.demon.co.uk/humour/ipu.htm




Es gäbe ja noch soviel zu berichten und zu bedenken...



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IV. Buchrezension
IV.1. Britta Kanacher. Christliche und muslimische Identität. Anstöße für eine neue Verständigung.

= Andreas Feldtkeller, Klaus Hock, Tarek Mitri, Jorgen S. Nielson. Christentum und Islam im Dialog / Christan-Muslim Relations Bd. 5. Münster (Lit-Verlag) 2003.


Das vorliegende Buch basiert auf der soziologischen Doktorarbeit der Autorin über religiöse Sozialisation und Individualisierung. Es ist also keineswegs eine theologische Arbeit, die in irgendeiner Form eine metaphysisch begründete normative Vorstellung von dem unterbreitet, was christliche und was muslimische Identität sein soll. Es geht im Grund überhaupt nur zweitrangig um Christen und Muslime oder um das Christentum und den Islam, sondern es geht in erster Linie um Menschen, die in unterschiedlichen kulturellen Settings sozialisiert wurden oder anders ausgedrückt, die in verschiedenen Kulturen aufgewachsen sind, und nun aber miteinander oder nebeneinander in unserer bundesdeutschen Gesellschaft leben. Wie schon in meiner Rezension ihres Buches „Chance Islam?!“ im interreligiösen Rundbrief Nr. 120, welches auf diesem hier aufbaut, dargelegt, sieht Kanacher in Bezug auf die Vorstellung, was die Identität eines Menschen ausmacht, den Hauptunterschied zwischen den Kulturen, aus denen die meisten Muslime der Erde stammen und den Kulturen Europas darin, dass erstere eine kollektive, letztere eine individuelle Identität postulieren oder vielmehr konstruieren. Das Ichbewusstsein eines Menschen sieht sie als gesellschaftliches Konstrukt, das der einzelne Mensch durch Internalisierung von der Gesellschaft, in der er aufwächst und seine primäre Sozialisation durchmacht, übernimmt. Kollektive Identität bestimmt den Menschen in erster Linie als Teil einer Gemeinschaft und erst in zweiter Linie als Individuum, individuelle Identität umgekehrt in erster Linie als Individuum, das dann zu der Gemeinschaft, der es angehört, in ein dialektisches Verhältnis tritt, das heißt, Mensch und Gemeinschaft begreifen sich als zwei Gegenüber, und nicht, wie bei der kollektiven Identität, die Gemeinschaft als dem Individuum übergeordnet und es einverleibend.

Kanacher beschreibt kulturgeschichtliche Entwicklungen, die zu diesen unterschiedlichen Identitätskonstruktionen geführt haben, wobei sie durchaus einen nicht unerheblichen Einfluss der unterschiedlichen theologischen Modelle vom Verhältnis zwischen Mensch und Gott im Islam und im Christentum ausmacht. Besonders wichtig sei dabei, dass Gott in der christlichen Offenbarungslehre in Christus Mensch geworden sei und dieser zwischen zwei Welten unterschieden habe, nämlich der Gottes und der des Kaisers. Daraus habe sich die spätere Unterscheidung zwischen Religion und Politik vorbereitet. Das christlich sozialisierte Individuum sieht Kanacher sowohl Gott, als auch der Gesellschaft gegenüber als außenstehend an. Besonders wichtig bei der islamischen Offenbarungslehre sei, dass Gott seinen Willen der Gemeinschaft offenbart habe, die als Ganze nur die Wahl habe, sich Gottes Willen unterzuordnen oder im Chaos unterzugehen. Im Christentum stehe also der einzelne Mensch in einem Wechselverhältnis von kirchlicher, politischer und seiner individuellen Orientierung, während er im Islam ein unablösbarer Teil einer Einheit aus religiöser, sozialer und ethnischer Identität sei. Das im Christentum vorherrschende Identitätsverständnis sei offen, das im Islam vorherrschende geschlossen.

In der Moderne kommt laut Kanacher noch ein zusätzliches weltanschauliches Modell hinzu. Denn während das Christentum für viele Europäer an Kontingenzbewältigungsautorität nachgelassen habe, also an der Fähigkeit, dem Menschen angesichts der unverrückbaren Wirklichkeiten des Lebens und Sterbens Orientierung und Halt zu geben, sei die Moderne selbst mit ihrem Glauben an einen unendlichen Fortschritt an seine Stelle getreten, und das, ohne dass die Menschen es bemerkt hätten. Kanacher nennt dies die „quasi religiöse Idee“, also eine Weltanschauung, deren Anhänger sie nicht als Religion verstehen, die aber dennoch religiöse Funktionen, eben vor allem die der Kontingenzbewältigung, übernimmt. Durch die Krise der Moderne in Folge von Umweltkatastrophen, deutlichen Anzeichen eines Endes des wirtschaftlichen Wachstums und wissenschaftlichen Fortschrittes und vor allem in Folge des Gefühls, entgegen dem modernen Autonomieglauben als Einzelner dem hilflos ausgesetzt zu sein, komme aber auch diese quasi religiöse Idee in eine Krise.

Während nun im europäisch-christlichen Kontext sozialisierte Menschen mit den Anforderungen der Moderne und auch mit ihrer Krise einigermaßen zurecht kämen, hätten Menschen, die in einem asiatisch- oder afrikanisch-muslimischen Setting aufgewachsen sind, damit sehr große Probleme. Und die Muslime der zweiten und dritten Generation in Deutschland, die beiden Identitätsverständnissen gleichermaßen ausgesetzt seien, sähen sich einer vierfachen Möglichkeit, mit der deutschen, individualistischen Gesellschaft umzugehen, konfrontiert: Assimilation unter Aufgabe ihrer Herkunftsidentität, Integration als Pflege beider Identitäten, Separation mit einer kämpferischen Haltung für die Herkunfts- und gegen die deutsche Identität, und Marginalisation als Rückzug in einen privaten Bereich. Normativ macht Kanacher deutlich, dass Integration die beste Lösung wäre, und sieht eine große Gefahr in der Separation, die in einen religiösen Fundamentalismus führe und auch in der Assimilation, die oft einen säkularen Fundamentalismus erzeuge.

Kanacher scheint einerseits einen unüberwindlichen Graben zwischen zwei grundverschiedenen Identitätsmodellen zu ziehen, sieht Möglichkeiten der Überbrückung aber im interkulturellen Lernen, das aber von den Betroffenen nicht wenig abverlange.

Ich kann dieses Buch guten Gewissens jedem und jeder empfehlen, der oder die sich tiefergehende Gedanken über die Ursachen oft doch so verschiedener Wertvorstellungen zwischen Christen und Säkularen einer- und Muslimen andererseits macht. Gleichwohl ist es meines Erachtens nicht in erster Linie ein christlich-muslimisches Problem, sondern viel mehr eines zwischen Moderne und Tradition. Wenn sich unser heutiges individualistisches Identitätsverständnis auch auf christliche und auch antik-griechische Wurzeln zurück verfolgen lässt, so ist es doch in der Härte, wie wir es heute haben, ein Produkt der letzten Jahrzehnte. Und auch wir haben unsere Probleme damit. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung sind nicht selten einer flexiblen Verfügbarkeit für wirtschaftliche Belange gewichen. Kanacher beschreibt auch die kultur-pädagogischen Stufen von Traditions-, Innen- und Außengelenktheit, wobei die Türkei auf der Schwelle zwischen den ersten beiden Stufen und Westeuropa auf der dritten Stufe stehe. Außengelenktheit bedeutet aber auch – und darauf geht Kanacher meines Erachtens zu wenig ein – gewissermaßen einen Rückschritt in der Autonomie, die die Innengelenktheit noch bietet. Wo bleibt meine Selbstbestimmung, wenn ich mich immer nur äußeren Zwängen anpassen muss, die andere mir aufdrücken?

Sprachlich hat das an und für sich sehr gut zu lesende Buch einige Mängel, denn immer wieder gibt es Grammatikfehler. Zum Beispiel steht oft ein Nominativ, wo es ein Genitiv sein sollte. Zum Deutschlernen für Menschen mit Migrationshintergrund ist es demzufolge nicht so gut geeignet. Aber dazu ist es ja auch nicht gedacht.

(Aus dieser Buchrezension erwuchs das Podiumsgespräch unter II.1.a)


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V. Literaturhinweise

V.1. Hamid Reza Yousefi / Klaus Fischer / Ina Braun (Hrsg.): Wege zur Kommunikation. Theorie und Praxis interkultureller Toleranz

(zugeschickt von Hamid Reza Yousefi via Yggdrasill-Liste)


Sehr geehrte Damen und Herren,
eben ist das Sammelwerk "Wege zur Kommunikation" erschienen.
werden:

http://www.bautz.de/neuerscheinungen-2006/best_3883093467.html

Hamid Reza Yousefi / Klaus Fischer / Ina Braun (Hrsg.): Wege zur
Kommunikation. Theorie und Praxis interkultureller Toleranz,
Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-346-7: 290 Seiten.

Namhafte Philosophen, Kultur- und Friedensforscher, die sich mit den
aktuellen Herausforderungen eines Dialogs zwischen den Kulturen im
Zeitalter der Interkulturalität auseinandersetzen, regen in diesem
Band zur Kommunikation in und zwischen den einzelnen Disziplinen an.
Der Sammelband präsentiert Thesen und Analysen zum gegenwärtigen
Stand der Diskussion um Interkulturalität, Toleranz, Kommunikation
und zum heutigen Verständnis von Kultur und zur Relevanz
interkultureller bzw. interreligiöser Kompetenz. Die Beiträge stellen
ein buntes Kaleidoskop von Zugängen zu diesem Themenkomplex vor,
entfalten von verschiedenen Sachproblemen her auf variierenden
methodischen Wegen Fragen und bieten Lösungsansätze an. Ferner
vermitteln sie Wissen über Politik, Gesellschaft und Wirtschaft im
Kontext des Interkulturellen. Das Buch wendet sich an alle, die an
der Grundproblematik von Toleranz und Dialog im weltkulturellen
Kontext interessiert sind.

Viele Grüße aus Trier

Dr. Hamid Reza Yousefi

Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Fachbereich I - Philosophie
Tel.: +49 (0) 651 201 2344 und +49 (0) 6511461784
http://www.bautz.de/interkulturell.shtml
http://www.bautz.de/bausteine.html
http://www.mensching.uni-trier.de/


*

V.2. Hamid Reza Yousefi / Klaus Fischer / Ina Braun (Hrsg.): Wege zur Philosophie. Grundlagen der Interkulturalität

(zugeschickt von Hamid Reza Yousefi via Yggdrasill-Liste)

Sehr geehrte Damen und Herren,
eben ist das Sammelwerk "Wege zur Philosophie" erschienen:

http://www.bautz.de/neuerscheinungen-2005/best_3883093459.html

Hamid Reza Yousefi / Klaus Fischer / Ina Braun (Hrsg.): Wege zur
Philosophie. Grundlagen der Interkulturalität, Traugott Bautz,
Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-345-9: 412 Seiten.

Das Sammelwerk ‚Wege zur Philosophie' stellt verschiedene Konzepte
zur Schul- und interkulturellen Philoso-phie vor, weil es auf die
Frage, wie die interkulturelle Philosophie in den Kanon der
Lehrdisziplinen einzuordnen sei, unterschiedliche Antworten gibt.
Auch über das Verhältnis zwischen Schul- und interkultureller
Philosophie gibt es Kontroversen, die zwei Richtungen aufweisen:
während erstere die Philosophie immer noch ausschließ-lich für
griechisch-europäisch hält, redet letztere der philosophia perennis
das Wort und meint, Philosophie sei per se interkulturell und somit
nicht nur griechisch, sondern auch griechisch. Philosophie kennt
verschiedene Wege und trägt unterschiedliche Namen. Die
interkulturelle Philosophie geht einen anderen Weg als die Schul-
philosophie. Den philosophischen Problemen räumt sie das Primat vor
der philosophischen Traditionen ein und bringt sie mit ihren je
eigenen Fragestellungen und Lösungsansätzen als gleichberechtigte
Diskursbeiträge zu-sammen. Der Leser wird nicht nur mit
Grundbegriffen, Struktur, Gegenstand und Aufgabe der interkulturellen
Philosophie aus verschiedenen Perspektiven vertraut gemacht, sondern
auch mit den beherrschenden Fragen der Geschichte und Gegenwart.

Viele Grüße aus Trier

Dr. Hamid Reza Yousefi

Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Fachbereich I - Philosophie
Tel.: +49 (0) 651 201 2344 und +49 (0) 6511461784
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V.3. Edith Franke, Michael Pye (Hg.), Religionen Nebeneinander. Modelle religiöser Vielfalt in Ost- und Südostasien

(zugeschickt von Monika Schrimpf via Yggdrasill-Liste)

Liebe Listenmitglieder,
ich erlaube mir, auf das Erscheinen von Band 3 der Reihe „Religiöse
Gegenwart Asiens / Studies in Modern Asian Religions“ (hg. von Michael Pye
und Monika Schrimpf) aufmerksam zu machen.

Edith Franke, Michael Pye (Hg.), Religionen Nebeneinander. Modelle
religiöser Vielfalt in Ost- und Südostasien, Religiöse Gegenwart Asiens /
Studies in Modern Asian Religions 3, Berlin: Lit Verlag 2006, 152 S.,
24,90 Euro, ISBN 3-8258-8411-2

Am Beispiel der Länder China, Korea, Japan, Indonesien und Malaysia stellt
der Band unterschiedliche Konzepte religiöser Pluralität vor, die sich
sowohl in spezifisch rechtlichen Handhabungen als auch in der religiösen
Alltagspraxis niederschlagen. Die Einzelbeiträge behandeln unter anderem
das chinesische Konzept der „Drei Lehren“ (sanjiao) in seiner historischen
Entwicklung (Joachim Gentz) sowie im Hinblick auf die Frage, wie tragfähig
es ist, um die multireligiöse Praxis in chinesischen Tempeln Südostasiens
adäquat zu erklären (Michael Pye). Der staatlichen Regulierung religiöser
Vielfalt widmen sich die Aufsätze über Indonesien (Edith Franke) und Japan
(Katja Triplett). Weitere Beiträge betrachten das Hindu-Selbstverständnis
in der islamischen Umgebung Malaysias (Manfred Hutter) sowie die
Initiativen des koreanischen Won-Buddhismus für einen Dialog der
Religionen (Hairan Woo).

Frühlingshafte Grüsse
Monika Schrimpf


--
Wissenschaftliche Assistentin
Lehrstuhl für Religionswissenschaft II
Universität Bayreuth
95440 Bayreuth
Tel: +49 -(0)921 - 55 4178

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V.4. Alexander Thomas/Eva-Maria Stögbauer/Henriette-Muriel
Müller: Interreligiöse Kompetenz als fundamentaler Aspekt Internationaler Handlungskompetenz

(zugeschickt von Hamid Reza Yousefi via Yggdrasill-Liste)



Sehr geehrte Damen und Herren,
eben ist ein weiterer Band der Schriftenreihe "Interkulturelle
Bibliothek" erschienen:
http://www.bautz.de/interkulturell.shtml

Es handelt sich um:
Band 98) Alexander Thomas/Eva-Maria Stögbauer/Henriette-Muriel
Müller: Interreligiöse Kompetenz als fundamentaler Aspekt
Internationaler Handlungskompetenz, Nordhausen 2006.

Zum Inhalt:
Die Überlegungen zu diesem Konzept gehen von der Tatsache aus, daß
ein Dialog zwischen Vertretern verschiedener Kulturen und eine
handlungswirksame interkulturelle Kompetenz ohne fundiertes Wissen um
die religiösen Grundlagen, Entwicklungsprozesse und
Erscheinungsweisen von Kulturen nicht gelingen kann.

Bei der Behandlung der interreligiösen Kompetenzthematik in diesem
Buch geht es nicht um den Aufbau und die Stärkung der individuellen
religiösen Orientierung oder des persönlichen Glaubensbekenntnisses,
sondern um Sensibilisierung, Wissensvermittlung und Kompetenz mit dem
Ziel, die religiösen Grundlagen kultureller Orientierungssysteme zu
verstehen, wertzuschätzen und damit umgehen zu können.

Im ersten Teil des Buches werden religiöse Aspekte der (Post)Moderne
und des Christentums im Verhältnis zu den modernen westlichen
Gesellschaften behandelt und am Beispiel christlicher Strukturen und
Signaturen in Deutschland und im Kontext von Kunst und Werbung
expliziert. In einem weiteren Abschnitt werden elementare Strukturen
christlichen Glaubens dargelegt, um so eine Wissensgrundlage
aufzubauen resp. zu reaktivieren, die es ermöglicht, ein fundiertes
Verständnis für die christlichen Wurzeln des eigenkulturellen
Orientierungssystems im Kontext der europäischen Kulturentwicklung zu
gewinnen. Beide Abschnitte enthalten Hinweise auf die didaktische
Umsetzung dieser Themen im interkulturellen Bildungs-, Ausbildungs-
und Trainingsmodulen.

Im zweiten Teil des Buches geht es um die Sensibilisierung für die
religiösen Wurzeln fremder Kulturen, soweit sie für den Aufbau
interkultureller Handlungskompetenz wichtig sind. Am Beispiel eines
Vergleichs zwischen Buddhismus - Christentum - Islam wird gezeigt,
wie Religionen unterschiedliche Antworten auf existentielle Fragen
des Menschen geben. Es wird thematisiert, wie ein persönliches und
medienproduziertes Bild des Islams entsteht und wie im Kontrast dazu
eine eigenständige Erarbeitung fundamentaler Grundlagen einer fremden
Religion (hier des Islams) als Basis kompetenten interkulturellen
Handelns erfolgen kann. Auch hierzu werden Anleitungen zur
didaktischen Umsetzung geboten. Das Buch ist sowohl zum Selbststudium
als auch als Handreichung für Dozenten im Bereich der Ausbildung in
interkultureller Handlungskompetenz geeignet.

Mit freundlichen Grüßen


Dr. Hamid Reza Yousefi

Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Fachbereich I - Philosophie
Tel.: +49 (0) 651 201 2344 und +49 (0) 6511461784
http://www.bautz.de/interkulturell.shtml
http://www.bautz.de/bausteine.html
http://www.mensching.uni-trier.de/




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V.5. Hamid Reza Yousefi: Grundlagen der interkulturellen Religionswissenschaft

(zugeschickt von Hamid Reza Yousefi via Yggdrasill-Liste)


Sehr geehrte Damen und Herren,
eben ist ein weiteres Buch der Schriftenreihe "Interkulturelle
Bibliothek" erschienen:
http://www.bautz.de/interkulturell.shtml

Es handelt sich um:
Band 10) Hamid Reza Yousefi: Grundlagen der interkulturellen
Religionswissenschaft, Nordhausen 2006.

Zum Inhalt:
Noch heute hat die religionswissenschaftliche Forschung schwer zu
tragen an einer Vergangenheit, die durch eurozentrische Orientierung
und mangelnde interkulturell-interreligiöse Ordnung in der
Betrachtung ihres Gegenstands gekennzeichnet ist. Es wird immer
offensichtlicher, daß diese Forschungsmethode in vielen Fällen keine
eindeutige Antwort auf die bestehenden Probleme zu geben vermag.
Der vorliegende Band will nicht die Weltgeschichte der
Religionswissenschaft darstellen, sondern versteht sich als eine
Einführung in die Interkulturelle Religionswissenschaft, die
unterschiedliche religionswissenschaftliche Traditionen mit ihren je
eigenen Fragestellungen und Lösungsansätzen als gleichberechtigte
Diskursbeiträge zusammenbringt. Insofern wird der Versuch
unternommen, Begriffssysteme zu klären, die mit Struktur, Gegenstand
und Aufgabe der Interkulturellen Religionswissenschaft als einer
interdisziplinären Ausrichtung eng verbunden sind.

Es werden drei Ansätze vorgestellt: die Praktische
Religionswissenschaft nach Udo Tworuschka, die Engagierte
Religionswissenschaft nach Wolfgang Gantke und die Angewandte
Religionswissenschaft nach Richard Friedli. Die Darstellung zeigt,
daß diese Ansätze der Sache nach viele Gemeinsamkeiten aufweisen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hamid Reza Yousefi

Universität Trier
Universitätsring 15
D-54296 Trier
Fachbereich I - Philosophie
Tel.: +49 (0) 651 201 2344 und +49 (0) 6511461784
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VI. Off-topic: Musikrezensionen

VI.1. Konzertrezension: Harald „Paddy“ Schmidt am 25.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich

von Ferdi La Roche:

"Paddy" Schmidt in der Bonner Harmonie

Dienstag, 25.04.2006


Wer schon einmal "Paddy goes to Holyhead" gehört hat, der kennt auch "Paddy" Schmidt. Denn er ist [nach einer kreativen Pause, in der er durch Mark Patrick vertreten wurde; Anm. d. Red.] der Frontman dieser bekannten und beliebten Band. Aber nicht nur das, Paddy ist auch ein ausgezeichneter Entertainer, der sein Publikum ganz alleine bestens unterhalten kann. Das hat er am vergangenen Dienstag wieder mal unter Beweis gestellt. Vor einem mit rund 60 Zuhörern leider nicht besonders gut besetzten Saal stellte er seine neue CD "In Good Company" der Öffentlichkeit vor. Mit Gitarre und Mundharmonika sich selbst begleitend gab er etliche der auf
dieser Scheibe aufgenommenen Songs zu Gehör. Dabei konnte ich wieder einmal seine starke, faszinierend klare und geübte Stimme, die ohne großen technischen Aufwand auch größere Säle füllt, bewundern. Aber nicht nur durch den gekonnten Vortrag etlicher Lieder, Balladen und Tunes aus dem reichhaltigen Repertoire keltischen Musikgutes begeistert Paddy seine Zuhörer, er ist auch ein Meister der witzig-humorvollen Conference, die mir schon immer bei seinen Auftritten im Rahmen seiner Tournee "Whiskey and Women" imponiert hat. Denn weite Teile des Abends wurden nicht nur mit Gesang bestritten, sondern waren humorvoll vorgetragene Geschichten aus dem irisch-schottischen Raum, die eine Attacke auf die Lachmuskeln der Zuhörer sind. Diesen Teil der Unterhaltung hat Paddy im Laufe der Jahre zur Perfektion entwickelt. Man kann das als Rezensent schlecht mit Worten beschreiben, man muss das mal live miterlebt haben. Beispielsweise wie er das bekannte Lied "Dirty Old Town" so gekonnt uminterpretiert, dass es in die Stilrichtungen aller möglicher Pop- Rock- und Schlagersänger passte, immer garniert mit haarsträubend komischen Geschichten. Selbst Ballermann-Barde Wolfgang Petry musste dran glauben. Dabei ist das Besondere daran, dass es Paddy gelingt, sowohl stimmlich, gesanglich als auch textmäßig genau den betreffenden Stil und Rhythmus zu treffen und damit das ganze zu einer gelungenen, perfekten Persiflage des betreffenden Sängers zu machen.

Ein weiterer Höhepunkt war die Demonstration, wie man einen schottischen Dudelsack auch anders spielen kann: Man nehme das Instrument, beginne darauf zu spielen und zwischendurch lösche man den aufkommenden Durst - natürlich mit gutem schottischen Whisky - aber ohne mit dem Spiel aufzuhören. Das habe ich bisher nur bei Paddy gesehen. Oder das "Tin-Whistle-Orchester": Paddy bedauerte, dass er für eine zweite Tin-Whistle keinen Mitspieler gefunden hat und spielt einfach auf zwei Tin-Whistle gleichzeitig gekonnt zweistimmig! Einfach nur beeindruckend.

Paddy genießt die Kommunikation mit dem Publikum, er fordert es immer wieder auf, mitzuklatschen und mitzusingen. Und wenn der Refrain dem Publikum zu schwer ist und er nur einige zaghafte Versuche aus dem Zuschauerraum vernehmen kann, dann schreibt er auch mal schnell einen Text um und bietet dem Publikum ganz komplizierte Refraintexte an wie "la-la-la-la-la“. Woraufhin begeistert mitgesungen und mitgeklatscht wird.

Mit seinem vielseitigen Können gibt Paddy dem Irish Folk eine ganz individuelle und einmalige Note, die man nur bei ihm so genießen kann. Nach diesem Abend hoffe ich nun, dass ich bald mal Gelegenheit haben werde, Paddy mit seiner kompletten Band "Paddy goes to Holyhead" hören zu können.

http://www.paddy.de/
http://www.harmonie-bonn.de/

FLR




*

VI.2. Konzertrezension: 5. Bonner Irish Folk Festival am 29.4.2006 in der Harmonie in Bonn-Endenich


Foto: Till Storz

Man glaubt es kaum, aber das BIFF fand in diesem Jahr schon zum fünften Mal statt, der halbe Weg zum zehnjährigen Jubiläum ist geschafft, wie Alexander May, also Näx, der in gewohnter Weise freundlich durchs Programm führte, es sagte. Dieses kleine Jubiläum brachte mir auch den Auftrag, für den Folker! 04.06 (erscheint im Juli) einen kleinen Ortstermin-Bericht zu schreiben, der mich aber nicht davon abhält, auch den Leserinnen und Lesern des folkigen Rundbriefes eine Rezension zu liefern, denn für selbigen berichtete ich von Anfang an von den BIFFs, und das soll auch so bleiben.

Wie seit dem 3. BIFF üblich, hatten zwei der drei auftretenden Gruppen direkt mit Bonn oder näherer Umgebung was zu tun, indem zumindest ein Mitglied hier wohnt, und eine kam von auswärts.

Den ersten Act bildeten Tom Kannmacher (Uilleann Pipes, Flute, Gesang) & Stephan Hennes (Gitarre, Gesang) als Duo. Beide waren nicht das erste, sondern das dritte Mal beim BIFF auf der Bühne, wenn auch das erste Mal als Duo. Zum einen boten sie bodenständige, traditionelle irische Tunes, zum zweiten Lieder auf Gälisch (gesungen von Tom) und Englisch (gesungen von Stephan), zum dritten einen Ragtime auf der Pipe mit Gitarrenbegleitung und viertens einen lustigen deutschen Text aus dem Musikschulalltag über eine Mutter, die geduldig ihr quengelndes Kind für den Musikunterricht anzieht zu dem Reel „Mother and Child“. Ich bewundere immer wieder Toms Experimentierfreudigkeit, die er bei aller Betonung der Traditionsverwurzelung an den Tag legt und vor allem auch den Witz, mit dem er das vorträgt. Stephan brillierte mit filigraner Gitarrentechnik, die aus seiner Begleitung eine feine Musik machte.

Als zweites trat Whisht!, aka Krobfbob, auf. Ekhart Topp (Gitarre, Gesang), Holger Ries (Percussion, Bhodrán, Gesang), Johannes Schiefner (Uilleann Pipes, Flute, Gesang), Sabrina Palm (Fiddle) und Gastmusiker Franjo Zenz (Keyboard) begannen ihr neues Repertoire mit einem langsamen Intro, das nicht einfach nur eine Hinführung auf den folgenden Rhythmus, sondern richtungsweisend dafür war, in welche Richtung sich die Band entwickelt. Leicht jazzig klang es, ein urbaner Traum von einer irischen Community in einer internationalen Großstadt, immer im Kontakt mit allerlei anderen Ethnien. Dann wurde es doch schnell und rhythmisch, Rythm & Reel eben, wie Richard Schubert den Stil nennt, und sehr druckvoll und groovig und mehrstimmig obendrein. Die Zeit war knapp, nur dank einer technischen Panne hatte Ekhart Gelegenheit, eine Geschichte zu erzählen, die zugleich ein Rätsel war. Er hatte nämlich die Ortskennzeichen der Nummernschilder der Autos der Bandmitglieder zu einem Wort zusammengesetzt, wobei Krobfbob herauskam und schlug vor, die Band umzubenennen, da es in England schon eine Band namens Whisht gebe. Das Rätsel bestand darin, die Orte zu nennen, in denen die Autos zugelassen sind, aber es wurde an dem Abend nicht gelöst, und ich löse es hier auch nicht. Nur ein Tipp: Sabrina wohnt in Bonn, kam aber zu Fuß, so dass man über ihr Nummernschild nicht nachdenken muss. Sie spielten dann bekanntere Stücke, auch wieder die bretonische Ridée, und diesmal riss ich meiner Petra nicht beinahe den kleinen Finger raus. Also entweder hatten die Musiker nun das richtige Tempo oder Petra und ich die richtige Handtechnik. Dabei zogen Ekhart und Holger schwarze Mützen auf, um bretonisch auszusehen (andere tun das, um irisch auszusehen), und zwar die Mützen mit dem Känguru drauf, wovon ich auch eine habe. Hergestellt sind die in China. Irish Folk goes global. Von den vier Malen, in denen ich Whisht! bisher hörte, hat mir dieser Gig am besten gefallen, außer, dass er viel zu kurz war. Es ist übrigens die CD fast fertig, und ich werde nach Möglichkeit davon berichten, sobald sie da ist.

Auch die dritte Gruppe schaute auf die Uhr, denn die Nachbarn der Harmonie scheinen gnadenlos zu sein und nach 23 Uhr keinen Spaß mehr zu verstehen. Spaß hingegen verstand Ede, eigentlich Dennis Werner aus Stedesand in Nordfriesland, der nicht nur sang und Gitarre spielte, sondern in nordischem Hochdeutsch (nein, es war weder plattdütsch noch friesisch) und mit viel Humor durch den Auftritt der Gastgruppe Ballynacally führte. Die anderen Bandmitglieder waren – und da hier kein Rätsel zu lösen ist, nenne ich die Herkunfts- und Wohnorte gleich mit - : Ole Carstensen (ursprünglich von der Insel Föhr in Nordfriesland, jetzt Kiel; Box = Button-Accordion), Jan Faltings (ursprünglich von der Insel Föhr, jetzt Bremen; Mandoline, Bouzoukie, Banjo, Gesang), Keike Faltings (Insel Föhr; Gesang), Jochen Malchau (Hamburg; Fiddle) und Hauke Matthies (Hamburg; Bodhrán, Flute). Ja, sie schauten ständig auf die Uhr und spielten, was die Finger hergaben, als hätten sie Angst, wieder in einen Stau zu geraten, wie auf ihrer Herfahrt in Wuppertal geschehen. Ihre Musik war rein traditionell, ohne jetzt darlegen zu wollen, was das genau ist, jedenfalls legten sie all ihr können in die Darbietung der Musik, (fast) ohne mit ihr zu experimentieren. Sie spielten großenteils unisono, wie eine Ceilidhband, wodurch man neben der Fiddle das Akkordeon leider kaum hörte, denn erstere hatte einen eingebauten Tonabnehmer, letzteres nur zwei Mikrophone außen, so dass auch die Mischpultbesatzung (Andree und Axel) das nicht ausgleichen konnte. Doch wenn Jochen mal Pause machte, hörte man, wie wunderschön sich Oles Knopfakkordeon unter der Arbeit seiner Finger anhörte, womit ich gar nichts gegen Jochens wirklich meisterhaftes Fiddlespiel sagen möchte, es war nur eben sehr laut. Sehr sehr schön und trotz des Zeitdrucks gänzlich ungehetzt hörte sich auch Keikes Stimme an, die traurige Balladen von unter Liebeskummer leidenden irischen Mädchen transportierte. Das Publikum hielt die Luft an und entbrannte in einen stürmischen Applaus, so dass die nachfolgenden Tunesets fast darin untergingen, bis der Applaus in deftiges Mitklatschen überging. Und zum Anschluss ihres Auftritts sangen sie „Step it out Mary“, unterlegt mit einem Reel, also doch eher modern als traditionell arangiert. Der Name „Ballynacally“ heißt auf Gälisch „Dorf der alten Frauen“, was die Friesen nicht wussten, als sie sich ihn aussuchten. Aber sie nehmen es mit Humor.

Den offiziellen Abschluss bildete die Festivalsession aller Musiker(innen) auf der Bühne, den inoffiziellen die anschließende Session im Fiddlers Irish Pub, zu der Petra und ich auch gingen, aber erst nach einem leckeren Nachtmahl in der Harmonie, wodurch wir in den Raum, der von Musiker(inne)n überfüllt war, gar nicht mehr rein passten. Mir viel das Lied „10 000 Geiger“ von Truck Stop ein, wenn man hier auch drei Nullen streichen konnte. Und trotzdem schafften es Till und Näx, ihren Tin Whistles Gehör zu verschaffen. Das ging so bis..., ich weiß nicht, aber wir gingen so gegen halb zwei.

Sabrina Palm hat da nicht nur als Fiddlerin, sondern vor allem als Hauptorganisatorin wieder ein feines Festival auf die Beine gestellt. Und die Deutsch-Irische Gesellschaft Bonn hat es finanziell unterstützt. Das kann gerne so weiter gehen, auf dass die 10 BIFFs voll werden, mindestens!

http://www.biff.de.vu
http://www.kannmachmusik.de
http://www.kannmacher-hennes.de.vu
http://www.whisht.de http://www.ballynacally.de
http://www.harmonie-bonn.de
http://www.deirge-bonn.de


Und ich weise noch auf meine bisherigen BIFF-Rezensionen hin:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2002/04/konzertrezension-1-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/8oltl
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2003/04/konzertrezension-2-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7dtj3
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-4-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/auwdz

Rezis von mir zu Whisht!:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/10/konzertrezension-whisht-am-9102004-im.html bzw.http://tinyurl.com/aqjjt
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/12/konzertrezension-whisht-im-bungersthof.html bzw. http://tinyurl.com/bnyt7

Zu Tom Kannmacher und/oder Stephan Hennes:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-weihnachtskonzert-mit.html bzw. http://tinyurl.com/clmks
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-die-erkelteten-und.html bzw. http://tinyurl.com/8oy6w
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-die-erkelteten-und.html bzw. http://tinyurl.com/jnsoe

http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-5-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/ftoh5

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VI.3. Konzertrezension: Eitre am 11.5.2006 beim Folk im Feuerschlösschen in Bad Honnef

Das erste Halbjahresprogramm schloss der FiF e.V. mit einer besonderen Gruppe, nämlich Eitre, einer Irish Folk Gruppe aus Schweden. Dar war ich natürlich ganz besonders gespannt, ob sich Irish Folk made in Sweden anders anhört als made in Germany oder natürlich made in Ireland. Jutta Mensing erzählte auch bei der Einleitungsmoderation etwas davon, dass die Schweden zum Beispiel einen Dreivierteltakt nicht „EINS, zwei, drei“, sondern „eins, ZWEI, drei“ betonten. In der Hinsicht dieser Erwartungshaltung wurde ich von Eitre aber enttäuscht, denn ich konnte während des Konzertes nichts dergleichen heraushören, das Einzige was die schwedische Herkunft der Musiker verriet, war die Art der Aussprache des Englischen von Esbjörn Hazelius, der außer dass er Geige und Zister bzw. Fiddle und Cittern spielte nämlich auch sang und die eine oder andere Ansage machte. Aber bei Dag Westling, der noch viel mehr Ansagen machte und sang, sowie Gitarre und Banjo (5-string) spielte, vermisste ich diesen schwedischen Tonfall vollkommen. Nun, das Geheimnis klärte sich in der Pause und anschließend in der Kneipe (ich war Strohwitwer und konnte mal mit). Nur zwei der fünf Musiker waren bzw. sind immer noch Schweden, nämlich eben Esbjörn und dann Fredrik Bengtsson, der ein riesen dickes Ding von Akustikbassgitarre bediente. Dag ist – hoffentlich habe ich das auch so richtig verstanden – trotz des nordischen Vornamens Deutscher, Kevin Ryan, der Querflöte und Tin Whistle spielte, ist Ire, wenn auch in Nordengland in zweiter Immigrantengeneration geboren, jetzt aber in Irland lebend, und Marco Pollier ist – der Name klingt auch so – Franzose, geboren in in Nancy an der Mosel und spielte die Uilleann Pipes. Also ist Eitre – Mist, jetzt habe ich die Bedeutung des Namens vergessen (siehe dazu aber unten die Ergänzungen von Margret und Tom) – eine internationale, europäische Gruppe mit Sitz in Schweden, und sie spielen tradionelle irische Musik, die sich einfach nur irisch anhören soll und das auch tat.

Die von Richard Schuberth geprägte Stilbezeichnung „Rhythm & Reel“ kann man auf Eitre auch anwenden. Es war eine sehr kurzweilige Mischung aus Tunes und Songs, großenteils sehr weich gespielt (nicht weichgespült!!!), sehr fließend, so dass die Zeit ebenfalls viel zu schnell verfloss. Mehrstimmigkeiten waren weniger zu hören, aber auch bei einstimmigem Spiel kann man durch geschickte Arrangements gute Effekte erzielen, was sie zum Beipiel bei einem Reelset taten, der aus zwei Reels mit je drei Durchgängen bestand: 1. Reel, 1. Durchgang: Fiddle mit Gitarren- und Bassbegleitung; 2. Durchgang: Flute kommt hinzu; 3. Durchgang: Pipes kommen hinzu; 2. Reel, 1. Durchgang: Pipes solo, auch ohne Gitarre und Bass; 2. Durchgang: Flute und Fiddle kommen hinzu; 3. Durchgang: Gitarre und Bass kommen hinzu. Phantastisch! Bei einem Tin Whistle-Solo zeigte Kevin, dass man auch mit einer billigen Generation mit ihrem etwas rauchigen Klang exzellente Tunes spielen kann. Das freute mich mal und zwar deshalb, weil die meisten Whistler, die in Bands auftreten, zunehmend auf teurere Instrumente umsteigen und man sich als Generation-Nutzer, der ich ja auch bin, schon out of fashion vorkommt. Von den hier bei uns bekannten Bands kommt Whisht! im Stil Eitre am nächsten. Von den mir von LPs oder CDs bekannten ähnlich klingenden Bands möchte ich Touchstone aus North Carolina und Tamalin aus Irland nennen, gerade auch in der Weise, wie die Lieder instumentell begleitet und umspielt werden, nur dass hier bei Eitre keine Frauenstimmen dabei sind. Als Manko fiel mir nur auf, dass Dags Stimme neben den Pipes zu leise und weich rüber kam. Esbjörns Stimme war etwas lauter und markanter. Etwas sehr leise erschien mir auch der Bass, aber Ralf Wackers meinte, er habe ihn gut heraus gehört.

Ich fragte Dag mal, ob es nicht eine gute Idee sei, auch ein bisschen schwedisches Repertoire aufzunehmen, um eine Brücke zwischen Irland und Schweden zu schlagen, wie manche andere Nichtiren es zwischen ihrem jeweiligen Heimatland und Irland machten, was er bejahte. Die Idee sei schon da, aber nur Esbjörn und Fredrik verstünden sich auf schwedische Musik, so dass die ganze Band da erst richtig rein kommen müsste. Sie wollten es wenn schon, dann auch richtig machen und nicht einfach mal eben so.

So ging das erste FiF-Halbjahr 2006 famos zu Ende, das zweite Halbjahr wird nicht weniger famos beginnen mit Deitsch am 6.9.2006. Im September werden auch Eitre wieder in der Gegend sein, denn sie werden am 24.9.2006 bei Frau Holle in Bonn auftreten, und zwar schon um 11.30 Uhr, also eine Matinee. Ich hoffe sehr, dass ich dann auch kann, an beiden Terminen!

Zwei Tage später anlässlich des Konzertes von Last Night’s Fun unterhielt ich mich lange mit Margret Hüffer von Foggy Stew (leider darf ich nicht verraten, wie dieser Name zustande kam) über das Eitre-Konzert, bei dem sie auch war, und merkte wie so oft, dass vier Ohren mehr hören als zwei bzw. man je nach eigenem Muskverstnad auch auf ganz andere Dinge achtet oder die selben Dinge anders bewertet. So bat ich sie, sich meine Rezi mal vor der Veröffentlichung durchzulesen und gegebenenfalls etwas zu korrigiern oder zu ergänzen. Den Tippfehler bei „Generation“ habe ich gleich oben korrigiert, aber ich gebe hier ihren Beitrag im O-Ton wieder:

„Zu Eitre kann ich im wesentlichen beitragen, daß der Begriff übersetzt "Groove" heißt. Da machen sie ihrem Namen ja auch alle Ehre. Ich glaube, Juttas Anmerkung bezog sich eher auf Swedish Folk, sicher bin ich aber nicht. Und ja, Dag kommt aus Deutschland, ich weiß das von Ralf. Die Marke der Whistles heißt Generation ohne s am Ende. Der Grund, daß sie bei Gigs nicht mehr so oft gespielt werden, ist zumindest von meiner Seite aus (von anderen weiß ich das aber auch), daß man lange suchen muß, um eine gute Whistle zu finden, die sauber gestimmt ist. Es passiert immer wieder, daß bei gleicher Anblasstärke die Töne unsauber herauskommen. Dazu ist sie sehr bruchanfällig. Nach intensiverem Einsatz geht oft das Mundstück kaputt. Auf diese Weise habe ich schon zahlreiche Whistles verbraucht. Ich spiele sie aber dennoch, zumindest zuhause, weil sie nicht so laut sind (Nachbarn) und nicht soviel Luft brauchen, so daß sie auch bei einer Erkältung noch spielbar sind. Wenn man mehrere Whistles in verschiedenen Tonarten benötigt, ist es ja auch eine Geldfrage. Ein ganzer Satz hochwertiger Whistles geht ja auch ganz schön ins Geld. Meine C- Whistle ist zwar keine Generation aber eine ähnliche preiswerte von Feodog (Irische Marke), sie ist sogar noch preiswerter, habe im letzten Jahr dafür 5 Euro bezahlt.
Daß Du eine Ähnlichkeit mit Whisht siehst, hat mich schon verblüfft, ist doch die instrumentale Zusamensetzung völlig anders. Eitre hat kein Keyboard und keine Drums, Whisht keine Flute.
Treten Eitre nicht bei Frau Holle in Köln auf (Du hast Bonn geschrieben)?“

Dazu noch meine Antwort auf ihre Fragen:
Also meine Generation-Whistles halten seit vielen Jahren, aber vielleicht benutze ich sie auch zu wenig.
Die Ähnlichkeit zu Whisht! sehe bzw. höre ich eher in der weichen und modernen Art zu spielen und zu singen als in den Instrumenten selber. Das ist mein subjektiver Eindruck.
Ich kenne die Frau Holle gar nicht persönlich, aber auf der Eitre-Homepage steht, das sei in Bonn. Und das fand ich via Google: Frau Holle Mode-Kunst-Café Breite Str. 56 Fon (0228) 65 23 22 info@frau-holle.com.

Unabhängig von diesem Gespräch und meiner Rezi schrieb mir Tom Kannmacher noch folgendes, das ich mit seiner Erlaubnis hier wiedergebe:

„ [...] die Gruppe war phantastisch. Alles hat gestimmt: Die tunes haben gegrooved ( eitre, irisch = Rille, Furche, groove), die Lieder kammen mit Herzblut und rührten mich an, die Instrumentalisten waren stupende Techniker, feine Arrangements und Effekte ganz in meinem Geschmack, einzig vom Bassisten hätte ich gerne ein ganz klein wenig mehr Bumm gehört.
Nein, ich habe den Abend sowas von genossen ! [...]“

Dem ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen.


http://www.eitre.com/
http://www.folkimfeuerschloesschen.de.vu/

http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-eitre-am-1152006-beim.html

MAS, MH, TK

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VI.4. Konzertrezension: Last Night’s Fun am 13.5.2006 in der Brasserie Bon’n’ Soir in Bonn

Last Night’s Fun aus Bonn (es gibt ja noch die englischen Namensvettern) hörte ich nicht zum ersten, sondern ich glaube zum dritten Mal, zuletzt auf einer Hochzeitsfeier von Freunden, die auch hier im Verteiler der folkigen Rundbriefe sind, im Juli 2005. Die einst vierköpfige Band ist nun leider um ein Mitglied ärmer geworden, denn Herbert Thinepont folgte seiner Liebe nach Berlin, wo er die Folkszene bereichert, aber an diesem Abend war er als Gastmusiker dabei. Barbara Kloep spielte die Geige, Andrea Fritz eine Gitarre, die statt eines Loches in der Mitte mehrere längliche Löcher in oberen Hälfte hatte, und sang, Keth Pryke spielte Concertina, Bodhrán und Cajon, und Herbert Querflöte und Whistle. Damit gaben sie eine kurzweilige Mischung irischer Tunes und Songs zum besten, wobei Barbara ihre Geige recht hart, mit deutlich voneinander getrennten Tönen spielte, was sie auch lieber mag, als wenn alles ineinander fließt. Andreas Stimme klang ebenfalls sehr expressiv, und die Spannung der inhaltlich meist sehr ernsten und oft traurigen Lieder, wurde durch sie exzellent transportiert. Man sah es auch den Gesichtern der an Quantität wenigen, aber an Zuhörqualität allen Musikern zu wünschenden Zuhörern an, wie tief diese Musik eindrang. Sehr schön waren auch die Akkorde, die Keth seiner Concertina zur Begleitung von Barbaras Fiddle entlockte. Aber auch seine Percussion auf Bodhrán und Cajon gab der Musik einen gehörigen Groove. Das gab den feinen Melodien einen kräftigen Schub, der sehr gut kam. Herberts Flöte- und Whistlespiel bereicherte das Repertoire noch um eines mehr, und es ist schade, dass er nicht mehr ganz dabei ist! Es ist sehr schön, so eine Band in Bonn zu haben. Ein paar mehr Zuhörer möchte ich ihnen aber wünschen.

Die Brasserie Bon’n’ Soir kannte ich bis dato noch nicht. Die kleine Bühne im dunklen Raum eignet sich ganz gut für kleinere Ensembles oder Solisten. Der hauseigene Mischpult steht eben dort, aber trotzdem hat der, der es bediente, die Töne sauber hörbar gemacht. Obwohl „Brasserie“ genannt, wird dort nicht gebraut, aber eine schöne Liste an Bieren ausgeschenkt, wie unter anderem Dom Kölsch, Licher Pilsener, Paulaner Weißbier, Köstritzer Schwarzbier (nicht Dunkelbier, wie dort angepriesen, das ist was ganz anderes) und sogar Grimbergen Bruin Dubbel, was ich aber zu spät bemerkte. Ich hielt mich an Dom Kölsch, bei dem meines Erachtens der Weizenanteil von allen weizenhaltigen Kölschsorten am deutlichsten herausschmeckt, so dass es ein vorzügliches Sommerkölsch ist. (Wer sich über diese und andere Bier informieren möchte, schaue mal hier rein : http://www.bietest-online.de und gebe den entsprechenden Biernamen in das Suchfeld ein.)
Vorzuwerfen ist dem Wirt lediglich, dass er, kaum dass der letzte Ton des Konzertes verhallt war, noch während wir alle um Zugabe riefen, die Musikanlage wieder einschaltete. Er machte sie dann für die Zugabe wieder aus, und danach sofort wieder an. Also da sollte man schon etwas warten aus Respekt vor der Lifedarbietung, und nicht wieder gleich die Zuhörer mit Konserve zudröhnen! Im weiteren Verlauf des bierseligen Fachsimpelns kam diese Musik im Hinergrund dann aber ganz gut, unterbrochen von kölschen Liedern am Nachbartisch.

Wie schon bei der Rezension vom Eitre-Konzert erwähnt, sprach ich noch lange u.a. mit Margret Hüffer und bat sie, auch diese Rezi hier gegebenenfals zu korrigieren und zu ergänzen. Sie schrieb dazu:

„Zu Last Night's Fun ist mir noch die Klangvielfalt des Cajon aufgefallen, die Keth zunehmend in Szene setzt. Seine zwischenzeitliche Akkordbegleitung bei den Instrumentalsets setzte die Fiddle mehr ins Zentrum und erhöhte die Spannung im Set. Über Andrea's ausdrucksstarke Stimme und Interpretation hatten wir ja schon gesprochen. Die Begleitung auf der Gitarre war mit der rechten Hand variantenreich, und mit oft unerwarteten, aber gut abgestimmten Akorden war die Aufmerksamkeit der Zuhörer gesichert. Barbara hat ein gutes Gespür, die teilweise rhythmisch komplizierten Lieder zu begleiten. Besonders hat mir die Zugabe "Siúil a Rúin" gefallen, eine Art Antikriegslied, mit irischem Refrain, der von allen Bandmitgliedern zusammen gesungen wurde (und noch manchen aus dem Publikum, z. B. Michael [Heuser; auch bei Foggy Stew; Anm. MAS] und mir).
Ich stimme Dir zu, einen bißchen respektvolleren Veranstalter wünsche ich mir auch für sie.“

Sie schrieb auch noch, dass sie meine kleine Bierkunde immer recht amüsant finde. Nun, das soll sie ja auch sein, zudem aber dem geneigten Bierfreund/der geneigten Bierfreundin eine diesbezügliche Qualität eines Veranstaltungsortes aufzeigen. Also ich als Hobbybierologe suche mir, wenn keine anderen Gründe dem widersprechen, die Kneipen schon nach der jeweiligen Bierauswahl aus, wobei unabhängig vom Geschmack gilt: viele Sorten sind mir lieber als wenige, lokale und regionale Biere lieber als solche mit vielen Transportkilometern hinter sich, wobei es aber auch mal exotisch sein darf, und kleine Brauereien unterstütze ich noch lieber als große. Natürlich entscheidet letztlich der Geschmack.

http://www.lastnightsfun.de.vu/
http://www.bon-n-soir.de

http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/konzertrezension-last-nights-fun-am.html

bisherige Rezension von Last Night’s Fun:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/03/konzertrezension-last-nights-fun-am.html bzw. http://tinyurl.com/8rs7y



MAS, MH

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VI.5. Konzertrezension: 2. Celtic Attractions Festival im Zirkuszelt im Kinder- und Jugendzentrum Köln-Weiß am 26.5.2006


Offiziell, also auf den Plakaten des Veranstalters Ralf Wackers, heißt es ja „Celtic Attractions – 2. Irish Folk Festival im Zirkuszelt“, auf der Homepage „Celtic Attractions – Celtic Festival im Zirkuszelt“. Aber ich finde „2. Celtic Attractions Festival“ viel griffiger, da kann man dann so schon „2. CAF“ draus machen, nachdem im April das 5. BIFF stattfand, und andere Festivals auch mit Abkürzungen wie IFF, SPDCF, ISF, SFF, CHF usw. betitelt werden, nicht zu vergessen das TFF. Das kann sich das CAF dann schön einreihen. Und das kann es nicht nur in Bezug auf die Abkürzungsmöglichkeit des Namens, sondern auch in Bezug auf die Qualität der gebotenen Musik. Doch dazu später.

Eines muss ich ja vorneweg lobend erwähnen: Ralfs Geduld. Lief schon im letzten Jahr, beim 1. CAF (offiziell: „Celtic Attractions – 1. Irish/Scottish Folk Festival im Zirkuszelt“), das Regenwasser ins Zirkuszelt, so war das Festival auch in diesem Jahr, obwohl einen Monat später, mit Regen gesegnet. Die Temperaturen im Zelt sorgten zudem dafür, dass alles schön frisch blieb. Ralf meinte locker: „Irisches Wetter eben.“ Und dann scheint auch organisatorisch einiges anders gelaufen sein, als er sich das gewünscht hatte, so dass sogar drei verschiedene Anfangszeiten in Umlauf waren: 19 Uhr laut Homepage, 19.30 Uhr laut Irischem Rundbrief und 20 Uhr laut einer anderen Quelle, und auf den Plakaten stand nur das Datum, aber keine Uhrzeit. Aber das brachte Ralf auch nicht aus der Ruhe: „Wir fangen erst um 20 Uhr an, da verschiedene Zeiten im Umlauf sind. Das macht aber nichts, es gibt noch genug Musik heute Abend, und nachher noch eine Session bis in die Nacht.“ (So ungefähr, also nicht ganz wörtlich.) Petra hätte sich derweil gerne mit einem Rotwein aufgewärmt und in Stimmung gebracht, aber den gab es nicht. Mir genügte ein Fläschchen Kilkenny.

Doch dann war es endlich so weit. Joergen W. Lang, Franziska Urton und Johannes Mayr standen in der Manege, ersterer mit Gitarre, zweitere mit Geige, dritterer mit Akkordeon. Dán bestritt also die erste Hälfte des Abends. Sie begannen ganz leise mit einer auf der Gitarre gespielten Melodie, die Geige und Akkordeon fast einen Bordun unterlegten, der in Akkorde überging. Dann übernahmen sie die Melodie, die langsam schneller wurde und sich zu einem Jig entwickelte, der nicht einfach so dahin hüpfte, sondern immer wieder in die Tiefe ausholte und auch nach oben oder unten die eigentliche Melodie ausweitete. Immer kräftiger wurde sie, und plötzlich würde die zum Reel. So gelang es ihnen, das Publikum aus der Kältestarre zu holen, und damit es nicht gleich wieder zurück fiel, setzten sie einen Polkaset hintendran, der auch auf deren CD drauf ist, und den ich bei meiner zweiten CD-Rezension (der für den Folker!) etwas detaillierter würdigte. „Jou, das ist es, jetzt bin ich wach und bin in alle Fasern meiner musikalischen Empfindungen stimuliert.“ So empfand ich. Die Lieder, die folgten, trafen so auf fruchtbaren Boden, Joergens Stimme pflügte, Geige und Akkordeon säten und bewässerten ihn. Auch wechselten sie die Instrumente, so griff Joergen zur Low Whistle, Johannes zu seinem überdimensionalen Kontrabass. Die Töne wurden auch mal schräg, Hölderlin Express ließ grüßen, nicht nur bei „Nem Üzemel“, sondern eigentlich gleich von Anfang an. Franziska moderierte zwischendurch mit münsterländischer Bodenständigkeit, die man ihrem rasanten und minutiös-filigranen Fiddlespiel gar nicht anmerkt. Da muss noch anderes im Spiel sein, ja, sie wohnt zwar in Münster, ist aber in Bochum geboren. Ob es das ist? Nun ja, man mag sich stiebende Funken eines Hochofens vorstellen, wenn man ihren Bogen tanzen sieht. Wie dem auch sei, ehe man sich versah oder verhörte, war die erste Hälfte auch schon vorbei, obgleich sie lange spielten, über eine Stunde, aber so ist das eben wenn man im Flow ist, sei es als Musiker oder als Zuhörer. Und ersteren sei versichert: Die zwei, die vor Ende des Gigs hinaus gingen, kamen nach entleerter Blase wieder, das kann ich bezeugen. Und es kamen sogar noch Leute dazu, die freilich wirklich was verpasst haben!

Kann man da noch was drauf setzen? Bestimmt nicht, wenn man eine ähnliche Art vom Irish Folk spielt. Iontach, also Siobhán Kennedy (aus Nordostirland, den County habe ich nicht verstanden, und somit die Vorzeigeirin des Abends) auf Querflöte, Jens Kommnick auf Bouzouki und Angelika Berns auf Bhodrán begannen anders als Dán nicht langsam und wurden dann schneller, sondern sie begannen schnell mit dem Reelset „the dream of home“, mit dem auch deren CD beginnt, und wie auch auf der CD ist diese schnelle, rasante Spielweise nicht das Typische und Besonderes für sie, obgleich sie sie meisterhaft beherrschen. Nein, ihre Besonderheit ist der mehrstimmige Gesang, sei es auf Gälisch, sei es auf Englisch, sei es auf Latein. Damit entführten sie das Publikum in alte irische Klostergewölbe, wenn auch in diesen Klöstern kaum Männer und Frauen miteinander gesungen haben dürften. „Quotenmann“ Jens brummte seinen Mitsängerinnen auch keineswegs dazwischen, sondern war nur um weniges tiefer als sie. Und dann doch wieder Tunesets, die die Stimmung davon abhielten, all zu sakral zu werden, und dabei bediente Jens auch mal eine Uilleann Pipe, mal eine Whistle, mal ein Keyboard, mal ein Cello, Siobhán auch mal eine Fiddle oder eine Whistle und Angelika das Keyboard oder eine Whistle. Schon alleine durch diese Instrumentenvielfalt wirkte der Gig so kurzweilig und leichtfüßig, gewissermaßen ein Gegengewicht zu den mehrstimmigen Liedern wie „senex puer“ oder „brighid’s kiss“. Leichtfüßig waren auch die Moderationen zwischendurch, vor allem von Jens, witzig, selbstironisch („Wenn Ihr Zeit habt, könnt Ihr ja nachher mit mir eine Selbsthilfegruppe gründen“ sprach der „Quotenmann“), sympathisch („Ich hab auch mal in Köln gewohnt. Ich weiß nicht, wie groß hier der Lokalpatriotismus ist, ich war nie in Köln-Weiß. Und ich weiß nicht, ob das jetzt ein Fehler ist, das zu hier zu sagen, ich hab gewohnt beim, na wie hieß das noch, beim Rudolfplatz hab ich gewohnt. Ist das in Ordnung? Da war auch gleich das Millowitsch-Theater in der Nähe, da hab ich mich wohlgefühlt.“), bescheiden („Normalerweise sage ich bei dem Cello immer ‚Geige für Angeber’ aber wenn ich mir Johannes Kontrabass so anschaue. Man muss wissen, wann man die Klappe halten soll.“) (Alles nicht ganz wörtlich, aber fast.)

Man kann sich vorstellen, dass für mich, der ich ja die CDs der beiden Bands für den Folker! rezensiert hatte, wobei diese mir so tief rein gingen, dass ich sie kurzerhand als Besondere vorschlug, was auch durchkam, sehr sehr gespannt auf diesen Abend war, und, obgleich oder weil ich beide Bands schon life gehört hatte, mich darauf freute wie ein Kind auf Weihnachten. Und anders als auf den CDs spielten die sechs dann auch noch zusammen in einer Festivalsession, wobei es dann sehr schottisch zuging: „Both sides of the Tweet“ und „Caledonia“ sangen sie, unterbrochen von einem Reelset. Schade, dass ich zu früh mein letztes Foto verschoss, denn so kann ich folgendes nur aus dem Gedächtnis beschreiben. Aus Publikumsperspektive links standen Joergen und Siobhán mit Whistles, in der Mitte saß Jens mit einer Gitarre, und über ihn beugte sich Johannes von seinem Kontrabass herunter, um zum Singen ans Mikrophon zu kommen, derweil er weiter zupfte, so dass er fast so über seinem Instrument hing, wie das von ihm erwähnte Eichhörnchen auf einem Ast, während es ihnen bei der Probe zusah, und rechts standen Franziska mit ihrer Fiddle und Angelika mit der Bodhrán. Diesen Genuss können die CDs nicht bieten, dazu musste man ins Zirkuszelt kommen. So ging ein ganz besonderes Konzert zu Ende, nach zirka dreieinhalb Stunden Spielzeit so gegen halb elf, und ich fühlte mich reichlich beschenkt. Das waren echte Stars in der Manege!

Wenn ich Siobhán als „Vorzeigeirin“ bezeichne, dann ist das insofern etwas ironisch, als viele Leute ja die originale Musik aus Irland und Schottland streng unterscheiden von der Musik deutscher und anderer Epigonen, die sie als nicht autochton empfinden. Und von der Perspektive her gilt es immer als ein besonders Qualitätsmerkmal, bei einem solchen Festival zumindest eine Irin oder einen Schotten dabei zu haben. Dagegen ist, zumal wenn es sich um eine solche Musikerin wie Siobhán handelt, natürlich nichts einzuwenden, aber die Musikerinnen und Musiker des Abends haben auch bewiesen, dass bei aller Verwurzelung in Irland und Schottland die Musik doch unabhängig davon geworden ist, woher denn die Musizierenden stammen und wo sie wohnen. Sicher hat die Szene in Irland und Schottland mehr Aktive als zum Beispiel hier in Deutschland, und Geraldine MacGowan hat mir gegenüber ja auch betont, dass der Kontakt zur Szene in Irland wichtig für ihre Musik sei, aber grundsätzlich ist die Musik hier angekommen und nimmt nach und nach eigene, autochtone Formen an, nicht weniger als zum Beispiel in USA, wo längst nicht alle Spitzenmusiker des Irish/Scottish Folk Verbindungen zu Ir- oder Schottland haben. Man denke nur mal an Millish aus Michigan, für die Joergen ja an diesem Abend mit seinem T-Shirt Werbung machte. (Nein, Jens, mit Willi Millowitsch hat das weniger zu tun.)

Zu guter letzt gab es dann wirklich noch eine Session, nicht im Zelt, sondern im Café des Kinder- und Jugendzentrums, an der etwa vierzehn Musiker(innen) teilnahmen. Ich hatte das Glück, direkt neben Franziska sitzen zu können, so dass ich ihrem Bogen noch ein wenig zusehen konnte. Nach ein paar Reelsets, die sich so leicht anhörten und so schwer zu spielen sind (bzw. für mich großenteils gar nicht) wagte ich auch mal einen March auf meiner Whistle, wobei mich zum Glück Margret Hüffer unterstütze, und so nach zwei, drei Durchgängen bequemten sich die Instrumentakrobaten mitzuspielen, und wir setzten noch ein paar Jigs hintendran. Das machte Spaß! Die Wremer (also die von Iontach) mussten noch nach Hause zurück, fünf Stunden durch die Regennacht, keine Ahnung, wie lange die anderen noch machten, wir fuhren gegen 1 Uhr oder so.

Habe ich noch was vergessen? Ach ja, der Veranstalter nennt sich „Kultur unter der Kuppel“ und unterstützt wurde das Festival vom einem Köln-Cork-Verein oder so. Und wenn Ralf bei der Qualität bleiben will, muss er schon mal anfangen sich umzugucken. Ralf, vielleicht schaust Du mal hier rein: http://www.frielskitchen.de, denn dann hättest Du schon mal drei der Musiker(innen) dieses Abends wieder dabei, sofern die auf der Homepage genannte Besetzung noch aktuell ist. Aber da kennst Du Dich ja selber aus.

Und hier ein paar Links zum Weiterstöbern:

Zum CAF:
die Homepage:
www.celtic-attractions.de
meine Rezi vom 1. CAF:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/04/konzertrezension-celtic-attractions-1.html bzw. http://tinyurl.com/85qdj

Zu Iontach:
deren Homepage:
http://www.iontach.de/
meine Folker!-Rezi von deren CD:
http://www.folker.de/200406/bescd.htm#03
meine Rezi von deren Konzert im FiF:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-iontach-am-1732006-im.html bzw. http://tinyurl.com/jtzxq

Zu Dán:
deren Homepage:
http://www.danmusic.de/
meine Rezi von deren Konzert im Bungertshof:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/01/konzertrezension-dn-am-20012006-im.html bzw. http://tinyurl.com/8fmug
meine 1. Rezi von deren CD:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/02/cd-rezension-dn-stranger-at-gate.html bzw. http://tinyurl.com/c938n
meine Folker!-Rezi von deren CD:
http://www.folker.de/200603/bescd.htm#01

Speziell zu Jens Kommnik und Siobhán Kennedy:
Jens’ HP:
http://www.jenskommnick.de/
Wikipedia-Artikel über ihn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Kommnick
meine Folker!-Rezi der CD von Peter Kerlin, auf der sie mitspielen
http://www.folker.de/200601/rezi-d.htm#03

Speziell zu Johannes Mayr:
seine Hompage:
http://www.johannes-mayr.de
meine Rezi vom BalFolk in Marienthal, wo er mit Mensch Mayr und Jostal spielte:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/12/konzertrezension-bal-folk-mit-mensch.html bzw. http://tinyurl.com/8spax
meine erste Rezi von seiner CD:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/05/cd-rezension-johannes-mayr-blue-bellow.html bzw. http://tinyurl.com/apuy5
meine Folker!-Rezi von seiner CD:
http://www.folker.de/200406/rezi-d.htm#06

Speziell zu Joergen W. Lang:
seine HP:
http://www.worldmusic.de/
meine Rezi zum 3. BIFF, wo er mit Laundry List spielte:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2004/04/konzertrezension-3-bonner-irish-folk.html bzw. http://tinyurl.com/7a877

Außerdem zu Geraldine MacGowan:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2005/06/konzertrezension-geraldine-macgowan.html bzw. http://tinyurl.com/a3knf
und
http://www.folker.de/200505/05geraldinemacgowan.htm
Und zu Millish:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/03/konzertrezension-irish-spring-festival.html

MAS

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VI.6. Konzertrezension: Klaus der Geiger, Manni Neumann, ein Gitarrist vom Trio Farfarello und Christoph Broll von Szenario am 5.6.2006 in der Lutherkirche in Köln-Nippes

von Gerhard Winter:

Am Montag Abend waren Ritsy und ich in einem 1 Euro Konzert in der Lutherkirche in Nippes mit Klaus dem Geiger, Manni Neumann und ein Gitarrist vom Trio Farfarello und Christoph Broll von Szenario. Sie haben fast ausschließlich improvisiert. Klaus den Geiger kannte ich schon und wußte daher, das der Abend gut wird.

Klaus stimmte das Publikum schon mit seinem unnachahmlichen Lachen und seiner Lebensfreude in den Abend ein. Mit seiner ganzen Art zu geigen und singen ist er ein
Unikum in Köln. Manni Neumann fand ich live zu erleben noch grandioser als auf einer
Schallplatte vom Trio. Sein wildes Temperament gepaart mit einer Konzentrationskraft und einem absolut sauberem Bogenstrich erzeugte eine unglaubliche Spannung in der Kirche. So traten die 'Drei Geiger unter Euch' mit dem Gitarristen von Trio Farfarello in ein temperamentvolles musikalisches Gespräch.

Es gab auch einige Einzelauftritte. Klaus sang eines seiner alten Lieder über die Freiheit.
Christoph Broll trat alleine mit seiner Geige in einen Dialog mit einem ebenfalls von ihm selbst gespielten Klavier. Und Manni brachte als Einlage ein irisch angehauchtes Spiel auf 2 Flöten in
das die anderen dann einstimmten. Auch der Gitarrist überzeugte mit einem 6-saitigem Solo.
Die Idee, nur einen Euro Eintritt zu verlangen, hat Klaus als Protest gegenüber den 1-Euro-Jobs begründet und damit, dass sich auch Arbeitslose Konzerte leisten können. Ritsy und ich waren sehr begeistert von diesem Konzert.

Jetzt ist zufällig eine kleine Konzertbeurteilung entstanden. Wenn Du willst, und wenn Sie passt, kannst Du Sie im Rundbrief verschicken.

Infos im Netz:
http://www.kulturkirche-koeln.de/content/cont_4.php
http://www.klausdergeiger.de/
http://www.farfarello.de (funktioniert evtl. nicht)
http://www.szenario.de/

GW

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VI.7. CD-Rezension: Lawaschkiri. Susa i brusa

House of Audio, 2006 mit Fotos und deutschen Infos
14 Tracks, 52.44 Minuten


Im Merian gibt es eine Sparte namens „So steht es nicht im Baedecker“, und ich könnte zu dieser Rezension schreiben: „So steht es nicht im Folker!“, denn zwar steht im Folker! 03.06 auf S. 92 eine Rezi dieser CD von mir, aber nur als Kurzschluss mit bis zu 300 Zeichen. Schon zweimal kam es vor, dass ich eine CD zuerst für den folkigen Rundbrief rezensierte, und dann die Nachfrage kam, ob ich sie nicht auch für den Folker! noch besprechen könnte, aber diesmal ist es umgekehrt. Das kommt mir sehr gelegen, nicht nur weil ich so eine schöne CD zum Verschenken übrig habe, sondern vor allem weil mir doch noch einiges einfällt, was man über diese Scheibe noch schreiben könnte bzw. müsste, um ihr gerecht zu werden.

Das Cover erinnert mich, obwohl ganz anders gestaltet, an das von Katy Sednas „...for you“, denn auch hier sind eine hübsche Frau und schweres Musikmöbel abgebildet, aber während Katy im Treppenhaus sitzend auf Hilfe wartet, stemmt Frederike Fischer hier einen Kontrabass über ihrem Kopf. Sämtliche Fotos auf Cover und im Booklet sind aber farbverfremdet abgedruckt, als befände man sich bei Rotlicht in einer Dunkelkammer oder so. Was steckt da wohl für eine Musik dahinter?

„Lawaschkiri“, so der Gruppenname, ist die deutsche phonetische Schreibweise des französischen „la vache qui rit“, „die Kuh, die lacht“. Tatsächlich findet sich eine gestempelte Kuh rechts unten auf dem Cover, doch ob sie lacht, kann man nicht erkennen. „Susa i brusa“ wiederum ist schwedisch und heißt „Sausen und brausen“. Also gibt es hier deutsch-französisch-schwedisch daher sausende und brausende Musik einer lachenden Kuh? Deutsche Musik ist es insofern, als die Musiker Deutsche sind, genauer gersagt Bayern, Oberpfälzer, Dönauländer, Regensburger, keine Domspatzen, sondern – lachende Kühe? Die schon erwähnte Frederike Fischer spielt ihren Kontrabass (nachdem sie ihn abgesetzt bzw. hingestellt hat) und singt, Sonja Sanktjohanser spielt Querflöte und singt, Reimund Bauer spielt Gitarre, Mandoline und Banjo und singt, Florian Peters spielt Akkordeon und Gitarre und singt, und Bernadette Halas spielt Geige und – ja man ahnt es schon – singt. Und dann sind da noch kleingedruckt aber deutlich hörbar zwei Gastmusiker: Sebastian Voigts auf Claviola und Melodika und Manuel Haas auf Klarinette und Sopransaxophon, und vor allem die letzteren beiden Instrumente geben vielen Stücken erst eigentlich den besonderen Pep, denn Manuel umspielt die Melodien balkanisch-jazzig, so dass ich den Satz auf der Homepage verstehen kann: „Alle Mädels sind errötet, wenn Manuel ins Sax reintrötet.“ Ich bin zwar kein Mädel, erröten tue ich deswegen auch nicht, aber es gefällt mir!

Es wird viel gesungen auf dieser CD und das auf Makedonisch, Polnisch, Schwedisch (also doch), Englisch, Griechisch, Isländisch, Spanisch und Jiddisch, aber nicht auf Deutsch (nur ein gesprochenes Intro ist in dieser Muttersprache der Musiker wiedergegeben, damit man weiß, worin es in dem dann folgenden ägäischen Lied geht) und auch nicht auf Französisch (auch das Wort „Lawaschkiri“ kommt in einem englischsprachigen Lied vor). Und es wird auch viel rein instrumentell gespielt, Melodien italienischen, französischen, irischen und brasilianischen Ursprungs, auch mal in einem Stück fusioniert. Wir hatten (oder haben noch, aber ich habe lange nichts von ihnen gehört) in Bonn ja mal die Tagediebe, die gern gehörte Musiker beim Bonner Folktreff waren. Lawaschkiri erinnern mich sehr an sie, und wer sie mag, dem sei diese CD hier wärmestens empfohlen. Nur scheint mir der Lawaschkiri-Bandsound noch einheitlicher zu sein, denn trotz der riesigen Vielfalt an Herkünften der Stücke klingt die Musik fast durchweg jiddisch-slavisch-balkanisch-griechisch bzw. mittel- und südosteuropäisch in ihren ungeraden Rhythmen, ihrer Schrägheit, ihrer jazzigen Verspieltheit, sogar das „a sprengisandi“ würde ich südostwärts einordnen, wenn ich es nicht von Islandica kennen würde und so die nordwestliche Provenienz wüsste. Die Regensburger Musici müssen schon des öfteren donauabwärts gereist sein. So richtig aus diesem Rahmen fallen eigentlich nur zwei Stücke, das schwedische „kristallen“, das zumindest am Anfang nordisch-mystisch, fast madrigalisch daher kommt und das an Bob Dylan erinnernde „polly on the shore“.

Wer also gute handgemachte Musik für eine Multikultitanzparty oder einfach nur für gute Laune sucht und sich nicht vor hohen Tönen scheut, der oder die greife hier zu.

Inhalt:
jovano
polka luccese
prawy do lewego
kristallen
polly on the shore
pula
my only day in hell
mein krauses Basilikum
le miel de Brazil
a sprengisandi
el choclo
spaghetti ice
glawnoje
di mame

http://www.lawaschkiri.org/

http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/cd-rezension-lawaschkiri-susa-i-brusa.html bzw. http://tinyurl.com/h7yq7

MAS

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VI.8. CD-Rezension: Paddy Schmidt. In Good Company (Live)




Eigenverlag 2006, mit englischen Texten
18 Tracks, 65,48 Minuten


von Ferdi Laroche:

Nach seiner sehr erfolgreichen Solo-Tour "Whiskey and Women" hat Harald "Paddy" Schmidt nun eine neue CD herausgebracht, die das Programm seiner jüngsten Tournee enthält. Unter dem Titel "In Good Company" bringt er 18 Stücke dieser Tournee zu Gehör. Wer Paddy schon mal bei einem seiner Auftritte gehört hat, fühlt sich beim Anhören dieser CD sofort in den Zuschauerraum direkt versetzt, denn die CD wurde in Friedrichsdorf/Taunus während eines Konzertes aufgenommen. Wie bei Paddy gewohnt spricht er sein Publikum intensiv an und animiert es erfolgreich zum Mitsingen. Diese Stimmung im Raum kommt auch beim Hörer der CD sehr eindringlich an und versetzt ihn in den Zuschauerraum mitten ins Publikum. Paddys klare, volle und kräftige Gesangsstimme ist das Hauptinstrument bei seinen Darbietungen. Er begleitet sich selbst mit einer Mundharmonika und einer Gitarre. Beim Aufnahmekonzert wurde er noch unterstützt von Franzis Lynn mit Tenor-Banjo und Mandoline, sowie Wolfgang Klauß mit 5-String-Banjo und Dobro.Die CD ist über Paddys Homepage www.paddy.de zu erwerben. Auf der Scheibe ist ein originelles Portrait von Paddy aufgebracht. Ein Begleitheft mit allen Liedtexten und einer sehr schönen Titelzeichnung von Simone Bethge, die auch die grafische Darstellung des Begleitheftes übernahm, komplettiert das Set.

http://pu.parsimony.net/user290/diverses/paddyrezi.html (dort ist auch die Trackliste zu lesen)
da auch:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/05/cd-rezension-paddy-schmidt-in-good.html

Bisherige Rezensionen über Harald „Paddy“ Schmidt:
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2000_12_01_folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen_archive.html bzw. http://tinyurl.com/bkaka
http://folktreff-bonn-rhein-sieg-rezensionen.blogspot.com/2006/04/konzertrezension-harald-paddy-schmidt.html

FLR

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Und noch’n Gedicht


Sonnenwende
Nun die Sonne soll vollenden Ihre längste, schönste Bahn, Wie sie zögert, sich zu wenden Nach dem stillen Ozean! Ihrer Göttin Jugendneige Fühlt die ahnende Natur, Und mir dünkt, bedeutsam schweige Rings die abendliche Flur.
Nur die Wachtel, die sonst immer Frühe schmälend weckt den Tag, Schlägt dem überwachten Schimmer Jetzt noch einen Weckeschlag; Und die Lerche steigt im Singen Hochauf aus dem duft'gen Tal, Einen Blick noch zu erschwingen In den schon versunknen Strahl.

Ludwig Uhland
(Quelle: http://tondernet.de/main/kultur/gedichte/uhl_l16.html)


Nun kommen Sie aber gut in den Sommer!

Herzliche Grüße,
Euer/Ihr
Michael A. Schmiedel